jetzt hab ich es auch endlich geschafft und mir meinen ersten Knochenbruch "gegönnt". Dafür hab ich nur 31 Jahre gebraucht.

Am 2.7.15 bin ich beim Sportklettern eigentlich relativ harmlos ca. einen Meter auf das gestreckte linke Bein gesprungen. Eigentlich eine Bewegung, die ich so schon tausend Mal gemacht habe aber diesmal schmerzte es nur im Bein und ich landete sofort auf dem Po. Versuche wieder aufzustehen machten mir dann relativ schnell klar, dass dort was gebrochen ist, denn der Schmerz wurde nicht besser. Ich ließ mich dann stützen und humpelte zum Auto und wurde ins Krankenhaus gebracht. Dort haben sie mich sofort geröntgt in der Notfallaufnahme und mir eine Tibiakopffraktur diagnostiziert. Juhuu ! :/
Weil es schon sehr spät am Abend war, wurde ich erstmal in eine Aufnahmestation gebracht, unter Schmerzmittel gesetzt und am nächsten Tag war die OP angesetzt. Musste dann fast 1 1/2 Tage fasten, was wohl das Schlimmste war.

Die erste Nacht war sehr schmerzhaft, da mein Bein ca. aufs doppelte seiner Größe anschwoll und die Nachtschwester mir den Verband neumachen musste, damit er lockerer sitzt. Aber ich habe etwas Schlaf bekommen. Am nächsten Morgen sah ich dann, mein eingewickeltes Bein, eine Flasche für Wundwasser und eine starre Schiene. Diagnose Proximale Tibiakopffraktur Schatzker V mit Außenmeniskusabriss. Behandelt wurde der Bruch mit einer Plattenosteosynthese mit 9 Schrauben und dazu noch eine Markschraube unter den Meniskus. Den Meniskus konnten sie wieder annähen, der war wohl schon fast verloren. Allerdings bezweifle ich die Schatzker V Diagnose, ich glaube, da haben sie sich im Entlassungsbericht vertan. Ich bin kein Fachmann aber sie hatten sich auch an anderer Stelle im Bericht vertan und bei Schatzker V müsst ich ja eigentlich 2 Platten haben. Das muss ich mit dem Arzt nochmal abklären.
Anbei ein Röntgenbild nach der OP: http://fs2.directupload.net/images/150807/385fe2dg.jpg
Der Bruch ging dabei relativ gerade am rechten Teil des Tibiakopffes nach unten. Das Tibiakopfplateau war wohl nicht in Mitleidenschaft gezogen, sonst hätten sie mir noch Knochen verpflanzen müssen.
Tja so weit so gut. Ich war dann 10 Tage im Krankenhaus, hatte viel Besuch und meine Freundin hat mich die ganze Zeit unterstützt. Habe per Krankenhausoffice meine Arbeitsprojekte geregelt und hatte nette Zimmernachbarn. Zwei Tage nach der OP bekam ich eine Orthese in XL mit 90° Beugung. Thrombosestrümpfe bekamen sie nicht über mein Bein, das war zu dick. 2 Wochen nach meinem Krankenhausaufenthalt bemerkte dann mal jemand, dass ich am linken Bein eine Orthese für das rechte Knie habe. Das erkennt man daran, dass die Orthese normalerweise wie eine X-Bein Form aussieht, bei mir es aber eine O-Bein Form war. Naja ich nahms mit Humor und der Vorteil war, dass ich dann eine neue Orthese bekam in L Größe, die jetzt zum geschrumpften Bein besser paßte.
Im Krankenhaus hatten sie dann auch häufiger einen Thromboseverdacht bei mir und auch der Orthopäde schickte mich sofort notfallmässig zum Gefäßspezialisten, als er meinen blauen Fuß nach dem Aufstehen sah. Nun das mit den blauen Füßen hab ich schon seit Kindesjahren, mein Kreislauf braucht immer etwas um in Schwung zu kommen und ich bin generell auch wärmer als der Durchschnittsmensch. Meistens nach einem üppigen Essen erreiche ich schon mal Spitzentemperaturen körperweit. Nun der Venologe sagte, nach der Ultraschalluntersuchung, meine Venen sind alle top, wie im Lehrbuch; also keine Thrombose.
Thrombosespritzen nehm ich natürlich täglich, nur die Schmerzmittel hab ich vor knapp 3 Wochen schon abgesetzt. Die Ibu 600 gelten ja als "Volksdroge" und machen die Nieren kaputt. Das Schmerzempfinden ließ es auch zu.
Diese Woche Montag am 3. August habe ich wieder angefangen zu Arbeiten. Kann das Bein hier Hochlegen und meinen Bürostuhl fast in eine liegende Position bringen, also das geht ganz gut. Habe auch keine Schmerzen mehr. Also toi toi toi.
Meine Krücken bekam ich 2 Tage nach der OP und nach anfänglicher Eingewöhnungsphase bin ich damit nun ganz fix unterwegs. Ich ermahne mich immer den Fuß abzurollen, das habe ich etwas vernachlässigt und meine Wade hat dann immer ordentlich gekrampft. Seit knapp 4 Tagen ist das aber besser und ich vermute auch, dass ist der zusätzlichen Bewegung auf der Arbeit geschuldet. Die letzten Tage waren wirklich die Besten seit der OP; der Juli war eine Odysse des Schmerzes. :/
Im Krankenhaus hatte ich täglich Reha und danach 3 Mal die Woche. Bekomme allerdings immer nur 6 Termine verschrieben, das nervt etwas. Die OP-Fäden wurden nach 21 Tagen gezogen und das hat die Ärztin sehr gut gemacht. Nur einen Faden hab ich danach selbst noch gefunden. Ich reibe die Narbe täglich mit Bepanthen ein und werde kommenden Montag den Arzt mal fragen, ob ich mittlerweile mit der Narbe auch mal ins Schwimmbad gehen kann. Anfänglich hab ich das Bein mit einem Müllsack drüber geduscht, dann nur Wasser drüber laufen lassen aber mittlerweile dusche ich normal (so weit es die Beweglichkeit zulässt).
Die Sportlichkeit kommt Einem jetzt echt zu Gute, denn obwohl ich fast 90 kg wiege, ist mein rechtes Bein sehr stark und ich kann das ganze Gewicht gut auf dem Bein halten. Trotzdem schmerzt mein rechtes Knie ab und zu abends aber ich denke, ich bin da jetzt vermutlich einfach überempfindlicher für.
Die Therapie sieht jetzt eine Beugung von 90° Grad für 6 Wochen vor, bis die Meniskusnaht verheilt ist. Das wäre dann Stand Heute, Ende nächster Woche. Praktisch kann ich völlig schmerzfrei schon mehr als 90° beugen, lege es aber nicht drauf an. Bis Anfang Oktober darf ich den Fuß nicht belasten, nur Abrollen ist angesagt. Danach müssen sie den Marknagel rausnehmen, da er zu nah am Meniskus sitzt und dann kann ich mit schmerzadaptierter Belastung anfangen.
Tjoa, ein dickes Ding. :/
Was ich bis heute nicht verstehe, ist wie so viel Mist kaputtgehen kann, bei so einem kleinen Standardsprung. Ich mein ich bin schwer ja aber da ich kaum Fett habe, ist das zum großen Teil natürlich auch mein Knochenapparat und der ist mega robust. Naja, irgendwann erwischt es einen wohl mal. Werde wenn ich fit bin auch mal eine Knochendichtemessung machen.
Als Nahrungsergänzung nehme ich im Moment: Vitamin D, Zink, Fischöl, Magnesium und Calcium. Insbesondere Calcium hat mir sehr schnell geholfen, die Wadenkrämpfe zu lindern. Das war ein guter Tipp von meiner Therapeuthin. Auch nehme ich weiterhin meine Eiweißfruchtshakes zum Muskelaufbau, die haben bisher den Muskelschwund nicht so stark ausfallen lassen und das gebrochene Bein fühlt sich immer noch kräftig an.
In meinem Entlassungsbericht stand ursprünglich, dass ich nur bis 60° beugen darf, obwohl der Arzt mir 90° gesagt hatte. Daher bin ich auch unsicher, ob die Schatzker V Diagnose stimmt. Das muss ich nochmal erfragen.
Nun wäre meine Frage an Euch: an was muss ich noch denken ?
Meine Versicherung und Unfallversicherung sind informiert. Es war kein Arbeitsunfall (kann man Zuzahlungen zu Rezepten steuerlich absetzen?). Kann ich Schmerzensgeld beantragen (reine Interessensfrage) ? Was muss ich für meine Gesundheit noch beachten ? Wo finde ich Sportorthesen ?
Die Therapeuthin sagt mir, Gehen ist wohl nach 3 Monaten wieder drin und Klettern nach 6 Monaten. Sie sagte Klettern sei für die Heilung ein sehr guter Sport, jedoch solle ich eine Sportorthese nutzen um ein Verdrehen des Knies zu Verhindern.
Danke schon mal fürs Lesen, das mal Aufzuschreiben hat gut getan und Eure Ratschläge.
Gruß Olli