Alt, unsportlich Osteoporose...
Verfasst: Sa Mär 16, 2019 6:30 pm
Die meisten Verlaufs-Berichte, die ich hier lese, sind entweder von jungen, trainierten Menschen, die mit bewundernswerter Disziplin schnell wieder eine sehr gute Funktion ihres Knies erreichen, oder es sind erschreckend lange Leidensgeschichten. (Ich bin nicht traurig, dass ich dieses Forum nicht sofort nach meinem Unfall entdeckt habe; es ist nicht nur ermutigend...) Darum hier eine andere Geschichte:
Ich bin 62 Jahre alt und bekennender Nicht-Sportler; seit dem Ende meiner Schulzeit vor 44 Jahren habe ich außer Wandern (eher gemütlich als steil) keinerlei Sport getrieben.
Mitte Januar hat mich beim Baden im Indischen Ozean eine unerwartet starke Welle nahe am Ufer erwischt, als ich auf meinem linken Bein stand; die Kraft der Welle hat mich mit Gewalt nach links hinten umgedreht und der Fuß muss wohl stehen geblieben sein, dabei wurde das Schienbein „abgedreht“. Ob die Dreh-Kraft der Welle alleinige Ursache für die Fraktur war, oder ob die in unserer Familie gehäuft auftretende starke Osteoporose auch dazu beigetragen hat, weiss ich nicht sicher. In der Dorf-Ambulanz in Süd-Thailand, in die ich (erst von zwei jungen Schweizern aus dem Wasser geschleppt, dann auf der Ladefläche eines Lasten-Mopeds, dann in einem Auto) gebracht worden war, hat der Arzt die Fraktur auf den Röntgenbildern erst nicht erkannt. Erst nach einigen Stunden hat er mich im Hotel angerufen und mir gesagt, dass sein Radiologischer Kollege doch eine Schienbeinfraktur gesehen habe. Die lange Heimreise vom Süden Thailands über Bangkok nach Deutschland habe ich darum ohne stützende Schiene mit frei verschiebbarer Fraktur zurückgelegt, was gelinde gesagt übel war...
Im heimischen Krankenhaus bin ich dann fünf Tage nach dem Unfall an einer lateralen Tibiakopf-Impressionsfraktur mit Stufe in der Gelenkfläche (AO B3.1) und Einstrahlen auch in die mediale Gelenkfläche operiert worden: Offene Reposition mit Anheben der lateralen Gelenkfläche und Unterfütterung mit Fremd-Knochen sowie Fixierung mit Lochplatte und Schrauben. Angekündigt wurden mir 6 Wochen Teilbelastung mit 20 kg und weitere 6 Wochen bis zur Vollbelastung. Erst eine Woche nach der OP haben mich die Chirurgen von ihrer Station scheuchen können; so lange habe ich gebraucht, bis ich mich an Krücken wenigstens auf die Toilette schleppen konnte... Die folgenden 5 Wochen habe ich dann vormittags im Rollstuhl und nachmittags auf der Couch sitzend verbracht, unterbrochen von 2 x einer Stunde pro Woche Krankengymnastik im Krankenhaus und 2-3 x täglich 20 Minuten dort gelernten Übungen für Muskelaufbau (eher Verlangsamung des Abbaus) und Beweglichkeit im Bett oder auf der Couch. Kurze Strecken habe ich auf Krücken zurückgelegt, auch je einmal täglich eine Treppe abwärts und aufwärts; für etwas längere Strecken habe ich den geliehenen Rollstuhl verwendet.
Obwohl also wenig Druck und noch weniger Muskel-Zug auf den gebrochenen Knochen gekommen ist, hat die Röntgen-Kontrolle nach 6 Wochen ergeben, dass die Fraktur sehr gut geheilt ist; und es hieß, dass ich nach weiteren 2 Wochen Teilbelastung mit 35 kg dann wieder voll belasten dürfe.
Gestern (8 Wochen nach der OP) war der große Tag der Vollbelastung, dem ich ursprünglich mit Sehnsucht, nach Lektüre dieses Threads aber auch mit erheblicher Sorge entgegengesehen habe. Die Physiotherapie-Ambulanz habe ich wie gewohnt mit Auto und Rollstuhl erreicht, dann ging‘s mit Unterarmgehstützen auf den Weg in einen großen Gymnastik-Saal; im Saal wurden die Krücken dann für 25 Minuten in die Ecke gelehnt. Ab da bin ich ohne Krücken gegangen, anfangs wie auf Eiern, langsam etwas schneller und sicherer. Ein einziges Mal hatte ich das Gefühl, dass mir das operierte Knie wegsackt (war gerade eine Sprossenwand in Reichweite zum Festhalten); ansonsten war ich völlig verblüfft, wie gut das Laufen nach den 8 Wochen ging! Ein Stockwerk Treppe mit Geländer klappte auch gut; danach war ich aber ziemlich erschöpft. Auf dem Rückweg zum Auto habe ich dann den Rollstuhl wie einen Rollator vor mir hergeschoben.
Jetzt könnte eine lange Liste all der langersehnten Haushaltstätigkeiten folgen, die mit Krücken unmöglich sind, die ich in den letzten 24 Stunden erfolgreich bewältigt habe (hätte nie gedacht, dass ich mich mal freuen würde, die Spülmaschine auszuräumen...) Und das Tollste ist, dass ich außer einem Druckgefühl im operierten Knie, das ich schon die ganze Zeit habe, das sich aber durch Tragen einer Kompressions-Manschette verringern läßt, keinerlei Schmerzen habe!! (Na ja, allmählich kommt der Muskelkater in der linken Wade...) Morgen will ich mich ohne Krücken nach draußen wagen und dann die Geh-Strecke und auch das Tempo steigern.
Ich hoffe, mit dieser — doch etwas lang geratenen — Erzählung dem einen oder anderen auch nicht so jungen und nicht sportlichen Leidensgenossen etwas Hoffnung machen zu können.
Ich bin 62 Jahre alt und bekennender Nicht-Sportler; seit dem Ende meiner Schulzeit vor 44 Jahren habe ich außer Wandern (eher gemütlich als steil) keinerlei Sport getrieben.
Mitte Januar hat mich beim Baden im Indischen Ozean eine unerwartet starke Welle nahe am Ufer erwischt, als ich auf meinem linken Bein stand; die Kraft der Welle hat mich mit Gewalt nach links hinten umgedreht und der Fuß muss wohl stehen geblieben sein, dabei wurde das Schienbein „abgedreht“. Ob die Dreh-Kraft der Welle alleinige Ursache für die Fraktur war, oder ob die in unserer Familie gehäuft auftretende starke Osteoporose auch dazu beigetragen hat, weiss ich nicht sicher. In der Dorf-Ambulanz in Süd-Thailand, in die ich (erst von zwei jungen Schweizern aus dem Wasser geschleppt, dann auf der Ladefläche eines Lasten-Mopeds, dann in einem Auto) gebracht worden war, hat der Arzt die Fraktur auf den Röntgenbildern erst nicht erkannt. Erst nach einigen Stunden hat er mich im Hotel angerufen und mir gesagt, dass sein Radiologischer Kollege doch eine Schienbeinfraktur gesehen habe. Die lange Heimreise vom Süden Thailands über Bangkok nach Deutschland habe ich darum ohne stützende Schiene mit frei verschiebbarer Fraktur zurückgelegt, was gelinde gesagt übel war...
Im heimischen Krankenhaus bin ich dann fünf Tage nach dem Unfall an einer lateralen Tibiakopf-Impressionsfraktur mit Stufe in der Gelenkfläche (AO B3.1) und Einstrahlen auch in die mediale Gelenkfläche operiert worden: Offene Reposition mit Anheben der lateralen Gelenkfläche und Unterfütterung mit Fremd-Knochen sowie Fixierung mit Lochplatte und Schrauben. Angekündigt wurden mir 6 Wochen Teilbelastung mit 20 kg und weitere 6 Wochen bis zur Vollbelastung. Erst eine Woche nach der OP haben mich die Chirurgen von ihrer Station scheuchen können; so lange habe ich gebraucht, bis ich mich an Krücken wenigstens auf die Toilette schleppen konnte... Die folgenden 5 Wochen habe ich dann vormittags im Rollstuhl und nachmittags auf der Couch sitzend verbracht, unterbrochen von 2 x einer Stunde pro Woche Krankengymnastik im Krankenhaus und 2-3 x täglich 20 Minuten dort gelernten Übungen für Muskelaufbau (eher Verlangsamung des Abbaus) und Beweglichkeit im Bett oder auf der Couch. Kurze Strecken habe ich auf Krücken zurückgelegt, auch je einmal täglich eine Treppe abwärts und aufwärts; für etwas längere Strecken habe ich den geliehenen Rollstuhl verwendet.
Obwohl also wenig Druck und noch weniger Muskel-Zug auf den gebrochenen Knochen gekommen ist, hat die Röntgen-Kontrolle nach 6 Wochen ergeben, dass die Fraktur sehr gut geheilt ist; und es hieß, dass ich nach weiteren 2 Wochen Teilbelastung mit 35 kg dann wieder voll belasten dürfe.
Gestern (8 Wochen nach der OP) war der große Tag der Vollbelastung, dem ich ursprünglich mit Sehnsucht, nach Lektüre dieses Threads aber auch mit erheblicher Sorge entgegengesehen habe. Die Physiotherapie-Ambulanz habe ich wie gewohnt mit Auto und Rollstuhl erreicht, dann ging‘s mit Unterarmgehstützen auf den Weg in einen großen Gymnastik-Saal; im Saal wurden die Krücken dann für 25 Minuten in die Ecke gelehnt. Ab da bin ich ohne Krücken gegangen, anfangs wie auf Eiern, langsam etwas schneller und sicherer. Ein einziges Mal hatte ich das Gefühl, dass mir das operierte Knie wegsackt (war gerade eine Sprossenwand in Reichweite zum Festhalten); ansonsten war ich völlig verblüfft, wie gut das Laufen nach den 8 Wochen ging! Ein Stockwerk Treppe mit Geländer klappte auch gut; danach war ich aber ziemlich erschöpft. Auf dem Rückweg zum Auto habe ich dann den Rollstuhl wie einen Rollator vor mir hergeschoben.
Jetzt könnte eine lange Liste all der langersehnten Haushaltstätigkeiten folgen, die mit Krücken unmöglich sind, die ich in den letzten 24 Stunden erfolgreich bewältigt habe (hätte nie gedacht, dass ich mich mal freuen würde, die Spülmaschine auszuräumen...) Und das Tollste ist, dass ich außer einem Druckgefühl im operierten Knie, das ich schon die ganze Zeit habe, das sich aber durch Tragen einer Kompressions-Manschette verringern läßt, keinerlei Schmerzen habe!! (Na ja, allmählich kommt der Muskelkater in der linken Wade...) Morgen will ich mich ohne Krücken nach draußen wagen und dann die Geh-Strecke und auch das Tempo steigern.
Ich hoffe, mit dieser — doch etwas lang geratenen — Erzählung dem einen oder anderen auch nicht so jungen und nicht sportlichen Leidensgenossen etwas Hoffnung machen zu können.