Tibiaplateau Impressionsspaltfraktur

Geschichten und Meinungen rund um Beinbrüche und Knieprobleme

Moderator: Andi Jacomet

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Mireille
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Tibiaplateau Impressionsspaltfraktur

Beitrag von Mireille »

Salü zusammen.

Ende März ist es zwei Jahre her seit dem Unfall. Was geschehen ist: meine drei Kinder (Zwillinge damals 5, die Kleinste 2 Jahre alt) kletterten an meinem Töff rum. Ich wollt grad hingehen und sagen, dass dies nicht drinn liegt, als der Töff ins Kippen kommt. Ich kann nur noch das Bein dazwischen halten - so lange, bis die Kinder weg sind, dann knallt die 250 kg Maschine auf mein Bein. :cry:

Eigentlich bin ich mit meinem Knie ja gut bedient, denn hätte ich das Umkippen des Töffs nicht verzögern können, gäbs die Kleinste heute vermutlich nicht mehr. Insofern mag ich nicht jammern, fühle mich allerdings mit 36 Jahren ein bisschen jung, um das einfach so hinzunehmen und stehen zu lassen.

Was seither geschehen ist: beim 1. OPS gabs eine laterale Abstützplatte, autologe Spongiosaunterfütterung vom Beckenkamm.
Nach sechs Monaten permanenter Schmerzen wird das Metall entfernt. Gleichzeitig wird bei der Arthroskopie festgestellt, dass bei der 1. Diagnose übersehen wurde, dass der Meniskus doch auch noch in Mitleidenschaft gezogen wurde: ruptur lat. Meniskus links im Corpusbereicht mit mobilem Vorderhorn. Seither hatte ich viel Physio und hab sonst auch alles mögliche versucht, da ich nie schmerzfrei bin. Seit rund einem Jahr raten sie mir im Kantonsspital Liestal zu einem weiteren OPS, da sich der Knorpelaufbau gesenkt hat und das Gelenk Schieflage hat (hab jetzt ein leichtes X-Bein). Deshalb chronisch entzündetes Gelenk, immer leicht oder eben ziemlich angeschwollen... und Schmerzen...naja, eben einmal mehr, einmal weniger - schmerzfrei war ich eigentlich nie. Velofahren, Rennen, Springen, Skifahren, Sport jeglicher Art - alles unmöglich. Treppen runtersteigen etc - schwierig. Das zerrt und ich weiss langsam nicht mehr, was ich noch ausprobieren könnte, um eine bessere Lebensqualität zu erlangen und einem weiteren OPS aus dem Weg zu gehen. Im Kanti Liestal wollen sie das X-Bein am Unterschenkel korrigieren (mittels Keil), um die Gelenkstellung wieder ins Lot zu bringen. Natürlich sei das eine ganz einfache Sache....klitzekleiner Eingriff. Ich trau denen nicht so richtig. Macht so ein Korrektur OPS Sinn oder wird dadurch bloss alles noch schlimmer???

KANN MIR JEMAND ETWAS SCHLAUES RATEN? Wer wo spezialisiert ist? Die im Kanti Liestal sind's meiner Meinung nach nicht unbedingt...
Hey, Leute, würd mich freuen, wenn ihr 'was von Euch hören lässt. Seid alle herzlich gegrüsst und bleibt in Form. Mireille
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Andi Jacomet
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Beitrag von Andi Jacomet »

Hallo Mireille

Kommt mir alles recht bekannt vor :D Ich würde mich lieber mal dran gewöhnen, kann ich leider nur sagen, wenn ich deine Geschichte lese. Ich zweifle inzwischen auch nicht mehr daran, dass ich bestimmte Dinge in meinem Leben niemals wieder werde tun können, z.B. schmerzfrei bergab gehen. Es braucht aber Jahre, bis man sich an sowas gewöhnt hat! Wie gerne würde ich wieder mal eine Stunde erleben, in der ich nicht an meine Verletzung denken muss... aber diese Stunde wird es vermutlich nie mehr geben in diesem Leben, ausser der medizinische Fortschritt ermöglicht sowas wie superschnell selbstnachwachsenden Knorpel... :)

Genau dies macht mir bisweilen extrem Mühe. Mein seelischer "Arbeitsspeicher" ist - zumindest, wenn ich in Bewegung bin - stets zu 10% von diesen Schmerzen, dieser Verletzung belegt, den Gedanken an den Tag, als es passierte, der Frage nach dem Warum. Sicher gehts mir diesbezüglich unterdessen besser als auch schon. Aber Schmerz ist was ekliges - gerade, wenn man vm Typ her eher perfektionistisch veranlagt ist und solche Sachen eben gerne loswerden würde: Man kann ihn kaum ausblenden, es geht einfach nicht, und bei uns tut halt fast jede Bewegung weh, selbst drehen im Bett. Das ist Scheisse, aber ds Läbe isch en alti Maschine wo louft u louft (frei nach Kuno Lauener) - und so ein Körper ist unter dem Strich etwas unheimlich Robustes. Man könnte gegen die ewige Präsenz dieser Gedanken sicher mit psychologischer Unterstützung was machen. Aber hej - dafür gehts mir zu gut, und ich muss das Gesundheitswesen nicht unnötig noch mehr belasten, ich koste nun wirklich schon genug.

Aber eben: Es kann bei dir auch ganz anders kommen, und das hoff ich für dich, Mireille. Bei mir haben die beiden Osteotomien rein schmerzmässig nicht viel gebracht. Dafür hab ich z.B. fast wieder die volle Streckung, was Fehlstellungen und Folgeschäden an anderen Orten im Körper verhindert.

Zur zweiten Osteotomie im August 2005 (bei der fast dasselbe gemacht wurde wie du es beschreibst als Plan) möchte ich aber noch nichts sagen; drei Monate postoperativ sind noch nicht genug, und das Metall ist ja auch noch drin. Ich spüre aber momentan (13.11.2005) fast die selben Schmerzen wie vor der Op. Das kann sich aber noch bessern! Dafür hält mein Knorpel (vor allem im medialen Tibiaplateau) durch die Achsenverlagerung länger, klar - ist auch was: Es muss nicht nur um Schmerzreduktion gehen, sondern auch um Knorpelerhaltung; je länger das künstliche Gelenk hinausgezögert kann, desto besser. Nicht zuletzt, weil die Chance gross ist, dass man vorher noch ein Mittel findet, das uns helfen könnte - ich habe gerade heute mit einem Gym-Freund geredet, der heute Arzt ist. Da tut sich einiges, marktreif ist aber noch wenig. Und: Die Prothesen werden sicher auch nicht schlechter in Zukunft. Daher kann so eine Achsenkorrektur meiner Ansicht nach gut sein, mag aber für die Schmerzen letztlich genau nichts bringen.

Allgemein: Ich würde generell davon abraten, in Foren über Ärzte fachzusimpeln, daher bitte ich auch darum: Wer Mireille über Erfahrungen mit Ärzten erzählen will, bitte via Private Message und nicht öffentlich im Board. Weshalb? - Ich habe in meinen bald fünf Jahren mit meiner Verletzung gelernt, dass ein Arzt A sagt und der andere sagt B - kann beides diametral entgegengesetzt sein, aber beides irgendwie stimmen.

ÄrztInnen sind auch nur Menschen - letztlich geben sich alle Mühe, geben in einer Ops 100%, und obs schiefgeht oder gutgeht, entscheiden letztlich 1000 Faktoren mit - vom Zufall über die persönliche Kondition, die Stimmung im Ops, den Tageskaffeekonsum des Operateurs, bekannte und unbekannte andere Krankheiten, die man hat, macht man zu viel oder zu wenig Training usw. - irgendwie ist's letztlich Schicksal. Natürlich gibts bei den Ärzten bekannte Koryphäen und Chirurgen in weniger bekannte Landspitäler, und Hand aufs Herz, ich hab auch nicht das Landspital gewählt, sondern die Privatklinik mit einem Arzt, der auch Weltcupfahrer operiert hat. Aber letztlich kann in meinem Körper so viel passieren, ich kann mich dumm und gescheit verhalten, ist eine Operation sowas ungemein Komplexes... schlussendlich ist der Operateur nur ein Faktor in einer Kette von chaostheoretischen Vorkommnissen. Wenn er einem sympa ist, fühlt man sich vielleicht gesünder als wenn man das Gefühl hat, den würde man lieber nicht zu sich heim einladen. Auch der umgekehrte Fall ist denkbar. Fazit: Ob du die Ops machen lässt oder nicht, es sind 10'000 verschiedene Ausgänge dieser Geschichte möglich. Ich versuche vielleicht nächstens auch mal traditionelle chinesische Medizin, um mit dem Schmerz besser fertig zu werden - mal schauen!

Ich denke, wir können den Leuten in den Kliniken soweit vertrauen, dass sie nach bestem Wissen und Gewissen arbeiten. Darum denke ich, dass es falsch ist, hier nun jemanden explizit zu empfehlen oder in die Pfanne zu hauen (letzteres würde ich sicher auch umgehend aus dem Forum löschen). Diese Ansicht kann man aber gerne auch diskutieren 8)
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