Mein Trümmerknie - Verzweiflung vs. Hoffnung
Verfasst: Mi Nov 19, 2014 11:17 pm
Erst einmal ein Hallo in die Runde,
nachdem ich nun schon seit inzwischen 15 Monaten hier immer mal wieder mitlese und mir den ein oder anderen wertvollen Tip geholt habe möchte ich nun auch mal die Geschichte meines Trümmerknies mit euch teilen.
Alles begann bei mir im August 2013 als ein sorgloser Autofahrer rückwärts aus seiner Parklücke fuhr ohne sich jedoch dabei umzudrehen. So konnte er auch nicht sehen dass ich genau in diesem Moment auf meinem Fahrrad hinter seinem Auto zum stehen gekommen war um einen Freund zu verabschieden. Kurze Zeit später lag ich auch schon wimmernd vor Schmerz auf der Straße und mir war sofort klar, irgend etwas stimmt mit meinem Knie so gar nicht.
Um das ganze hier mal abzukürzen: 3 Tage später war die laterale Tibiakopfimpressionsspaltfraktur mit einer Platte und 12 Schrauben versorgt, die Weber A Fraktur hatte ja genug Zeit zu heilen bei 8 Wochen 0-Belastung.
Von der Zeit im Krankenhaus und den nun folgenden Wochen brauche ich euch wohl nicht allzuviel erzählen: Schmerzen trotz voller Dröhnung die kaum zu ertragen waren, Verzweiflung, Tränen, Ungeduld, ...
In meiner Naivität dachte ich ja noch nach 8 Wochen schmeiße ich die Krücken in die Ecke und weiter gehts...
Die bittere Realität war allerdings dass ich im Januar mehr schlecht als Recht in der Reha herum humpelte. Zu diesem Zeitpunkt machte mir mein Fuß jedoch fast mehr zu schaffen. Nach einem MRT des Fußes teilte mir der nicht sonderlich sensible Radiologe mit: "Morbus Sudeck". Ein neuer Tiefpunkt war erreicht. Im Nachhinein stellte sich jedoch heraus, dass es sich um eine Entkalkung der Knochen auf Grund der langen 0-Belastung handelte, die Schmerzmittel haben wohl ihr übriges dazu beigetragen. Hätte mir jemand gesagt dass ich Vitamin D und Kalzium brauche hätte sich das vielleicht verhindern lassen
Im Rahmen der Reha und der damit verbundenen Belastungssteigerung ging es dem Fuß also von Woche zu Woche besser, so dass die Physiotherapeuten sich in der letzten Rehawoche auch mal um das Knie kümmern konnten. Aber trotz intensivem Training waren sie irgendwie nie so ganz zufrieden mit der Beinachse.
Da ich aber eigentlich zu den Menschen gehöre die versuchen in jeder noch so beschissenen Situation das Beste zu sehen habe ich fleißig weiter trainiert, auch wenn klar war da stimmt irgendwas nicht.
Ein Ärztemarathon folgte, verbunden mit vielen Tränen. 4 Ärzte sagten mir dass ich mich damit abfinden müsste nie wieder Sport zu machen. Ich solle mir überlegen ob ich nicht jetzt schon eine TEP wolle, sonst hätten sie auch keine Idee. Ich bin 34 und war vor dem Unfall sportlich sehr aktiv, irgendwie konnte ich mich damit nicht abfinden.
Ich habe also unglaublich viel gelesen (unter anderem hier) und meinen Ärztemarathon fortgesetzt.
Dann endlich der Durchbruch: in der Reha wurde mir ein Orthopäde empfohlen der sich auf Knie spezialisiert hat. Als der meine Röntgenbilder sah konnte er erstmal so gar nicht verstehen was die Kollegen sich bei der OP wohl gedacht haben. Sie hätten wohl zusätzlich zum seitlichen Schnitt durch die Kniekehle da ran gemusst um die nach seiner Einschätzung 10-20 Trümmerteile vernünftig zusammen zu bauen. So aber hatten sie es geschafft mir eine Stufe ins Plateau zu basteln. Unterschied: 1 cm!
Darüber hinaus war ein Teil des Material abgesackt so dass mein Knorpel auf den CT Bildern wie eine Kraterlandschaft aussieht. Die tiefste Krater reichen wohl bis auf die obersten Schrauben runter.
Dieser wunderbare Arzt hatte aber gleich mehrere tolle Ideen. Er hat mir eine Orthese verschrieben, die in der Streckung die Beinachse korrigiert. Mit der kann ich nicht nur fast schmerzfrei laufen, sondern inzwischen sogar (zumindest einige Minuten) tanzen und die Treppen zu meiner Wohnung hochkommen (zumindest so lange ich nichts schweres tragen muss). Ich habe mich sogar getraut wieder klettern zu gehen (vor dem Unfall war ich min. 2x die Woche) und habe inzwischen meine Klettertechnik so verändert dass ich fast wieder so gut wie vor dem Unfall bin Aus dem linken Bein hochdrücken geht noch nicht wieder aber man wird ja erfinderisch
Diese Wunderorthese begleitet mich nun schon seit einem 3/4 Jahr, aber ich habe die Hoffnung sie wieder los zu werden, wieder ein gerades Bein zu bekommen und evtl. sogar noch etwas "frischen" Knorpel. Denn zusätzlich zu der Orthese gab es noch eine Überweisung zu Prof. Jagodzinski (damals noch an der MHH), mit den Worten "wenn einer das hin bekommt dann der".
to be continued....
nachdem ich nun schon seit inzwischen 15 Monaten hier immer mal wieder mitlese und mir den ein oder anderen wertvollen Tip geholt habe möchte ich nun auch mal die Geschichte meines Trümmerknies mit euch teilen.
Alles begann bei mir im August 2013 als ein sorgloser Autofahrer rückwärts aus seiner Parklücke fuhr ohne sich jedoch dabei umzudrehen. So konnte er auch nicht sehen dass ich genau in diesem Moment auf meinem Fahrrad hinter seinem Auto zum stehen gekommen war um einen Freund zu verabschieden. Kurze Zeit später lag ich auch schon wimmernd vor Schmerz auf der Straße und mir war sofort klar, irgend etwas stimmt mit meinem Knie so gar nicht.
Um das ganze hier mal abzukürzen: 3 Tage später war die laterale Tibiakopfimpressionsspaltfraktur mit einer Platte und 12 Schrauben versorgt, die Weber A Fraktur hatte ja genug Zeit zu heilen bei 8 Wochen 0-Belastung.
Von der Zeit im Krankenhaus und den nun folgenden Wochen brauche ich euch wohl nicht allzuviel erzählen: Schmerzen trotz voller Dröhnung die kaum zu ertragen waren, Verzweiflung, Tränen, Ungeduld, ...
In meiner Naivität dachte ich ja noch nach 8 Wochen schmeiße ich die Krücken in die Ecke und weiter gehts...
Die bittere Realität war allerdings dass ich im Januar mehr schlecht als Recht in der Reha herum humpelte. Zu diesem Zeitpunkt machte mir mein Fuß jedoch fast mehr zu schaffen. Nach einem MRT des Fußes teilte mir der nicht sonderlich sensible Radiologe mit: "Morbus Sudeck". Ein neuer Tiefpunkt war erreicht. Im Nachhinein stellte sich jedoch heraus, dass es sich um eine Entkalkung der Knochen auf Grund der langen 0-Belastung handelte, die Schmerzmittel haben wohl ihr übriges dazu beigetragen. Hätte mir jemand gesagt dass ich Vitamin D und Kalzium brauche hätte sich das vielleicht verhindern lassen
Im Rahmen der Reha und der damit verbundenen Belastungssteigerung ging es dem Fuß also von Woche zu Woche besser, so dass die Physiotherapeuten sich in der letzten Rehawoche auch mal um das Knie kümmern konnten. Aber trotz intensivem Training waren sie irgendwie nie so ganz zufrieden mit der Beinachse.
Da ich aber eigentlich zu den Menschen gehöre die versuchen in jeder noch so beschissenen Situation das Beste zu sehen habe ich fleißig weiter trainiert, auch wenn klar war da stimmt irgendwas nicht.
Ein Ärztemarathon folgte, verbunden mit vielen Tränen. 4 Ärzte sagten mir dass ich mich damit abfinden müsste nie wieder Sport zu machen. Ich solle mir überlegen ob ich nicht jetzt schon eine TEP wolle, sonst hätten sie auch keine Idee. Ich bin 34 und war vor dem Unfall sportlich sehr aktiv, irgendwie konnte ich mich damit nicht abfinden.
Ich habe also unglaublich viel gelesen (unter anderem hier) und meinen Ärztemarathon fortgesetzt.
Dann endlich der Durchbruch: in der Reha wurde mir ein Orthopäde empfohlen der sich auf Knie spezialisiert hat. Als der meine Röntgenbilder sah konnte er erstmal so gar nicht verstehen was die Kollegen sich bei der OP wohl gedacht haben. Sie hätten wohl zusätzlich zum seitlichen Schnitt durch die Kniekehle da ran gemusst um die nach seiner Einschätzung 10-20 Trümmerteile vernünftig zusammen zu bauen. So aber hatten sie es geschafft mir eine Stufe ins Plateau zu basteln. Unterschied: 1 cm!
Darüber hinaus war ein Teil des Material abgesackt so dass mein Knorpel auf den CT Bildern wie eine Kraterlandschaft aussieht. Die tiefste Krater reichen wohl bis auf die obersten Schrauben runter.
Dieser wunderbare Arzt hatte aber gleich mehrere tolle Ideen. Er hat mir eine Orthese verschrieben, die in der Streckung die Beinachse korrigiert. Mit der kann ich nicht nur fast schmerzfrei laufen, sondern inzwischen sogar (zumindest einige Minuten) tanzen und die Treppen zu meiner Wohnung hochkommen (zumindest so lange ich nichts schweres tragen muss). Ich habe mich sogar getraut wieder klettern zu gehen (vor dem Unfall war ich min. 2x die Woche) und habe inzwischen meine Klettertechnik so verändert dass ich fast wieder so gut wie vor dem Unfall bin Aus dem linken Bein hochdrücken geht noch nicht wieder aber man wird ja erfinderisch
Diese Wunderorthese begleitet mich nun schon seit einem 3/4 Jahr, aber ich habe die Hoffnung sie wieder los zu werden, wieder ein gerades Bein zu bekommen und evtl. sogar noch etwas "frischen" Knorpel. Denn zusätzlich zu der Orthese gab es noch eine Überweisung zu Prof. Jagodzinski (damals noch an der MHH), mit den Worten "wenn einer das hin bekommt dann der".
to be continued....