Tibiakopffraktur - was kommt alles?!

Geschichten und Meinungen rund um Beinbrüche und Knieprobleme

Moderator: Andi Jacomet

lucky-lucie
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Tibiakopffraktur - was kommt alles?!

Beitrag von lucky-lucie »

Hallo in die Runde!

Ich weiss nicht, ob es noch andere gibt, wie mich, die nämlich KEINE Tibiakopffraktur haben, bei mir geht es um meinen Mann. Der hatte am Dienstag auf dem Weg zur Arbeit mit dem Rad einen Unfall und liegt seitdem im Krankenhaus. Die Diagnose stand auch schnell fest: Mehrfache Tibiakopffraktur mit "Einsackung" (?), ich vermute mal, dass das eine Impressionsfraktur sein soll, genaueres kann ich nicht sagen, da ich bei den Visiten nicht im Krankenhaus bin und mein Mann noch nach dem Motto "nur nicht zu viele Informationen" lebt :?
Am Montag soll er nun operiert werden und bekommt eine Titan-T-Platte eingesetzt. Ihm wurde auch schon gesagt, dass er 6 - 8 Wochen das Bein gar nich belasten darf, danach halt schrittweise Erhöhung auf 100%. Der Genesungsprozess wird also wohl oder übel Monate dauern.

Was meinen Mann bisher am meisten interessiert, ist wann er wieder Radfahren und somit auch zur Arbeit kann. Er ist die Strecke (Hin- und Rückweg insg. ca. 20 km) immer mit dem Rad gefahren. Gibt es da eine ungefähre zeitliche Vorstellung, wann man nach einer Tibiakopffraktur wieder in der Lage ist halbwegs normal Fahrrad zu fahren?
Mich interessiert extrem, wie empfindlich das Bein nach der OP sein wird, wir haben nämlich zwei wilde Kleinkinder zu Hause, die auf ein "Papa hat ein kaputtes Bein" nicht allzuviel Rücksicht nehmen können.

Danke schonmal für's "zulesen", es kommen bestimmt noch jede Menge Fragen in Zukunft :)

Lucie
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Martiku
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Re: Tibiakopffraktur - was kommt alles?!

Beitrag von Martiku »

Hallo Lucie,

es hört sich tatsächlich stark nach einer Impressionsfraktur an, womit dein Mann eine Menge Geduld benötigen wird. Es ist natürlich schwer zu sagen, wann er wieder halbwegs normal Fahrrad fahren kann, weil der Heilprozess bei jedem individuell von statten geht.

Wenn du dich hier etwas durchs Forum liest, wirst du feststellen, dass zwischen 6 Wochen Nichtbelastung und 12 Wochen Nichtbelastung alles dabei ist. Ich für meinen Teil durfte 6 Wochen nicht belasten und bin danach in einer dreiwöchigen ambulanten Reha gewesen. In der Reha durfte ich die ersten beiden Wochen mit 30 kg belasten und danach sollte ich langsam steigern. Ich hab die Krücken allerdings direkt in die Ecke geworfen und habe voll belastet. So konnte ich dann nach 10 Wochen Ausfall zunächst für 4 Stunden wieder arbeiten, dann sechs und schließlich wieder Vollzeit.

Fahrrad fahren ansich ist für das Verletzungsbild eine sehrt gute und schonende Reha-Maßnahme. Damit meine ich jetzt allerdings mehr den Heimtrainer als das Mountainbike. Fahrradfahren ist (in der Regel) gelenkschonend und bewegt das Gelenk, was in der ersten Zeit extrem wichtig ist. Ich bin in der Reha sehr viel Fahrrad gefahren und hatte auch das Gefühl, dass es richtig was bringt. Allerdings wird dein Mann am Anfang feststellen, dass möglicherweise die Beugung des Beins nicht ausreicht, um die Pedale normal treten zu können. Beugung und Streckung werden sich erst mit der Zeit wieder auf ein Normalmaß zurück pendeln. Wichtig dafür ist, dass dein Mann direkt nach der OP mit Krankengymnastik anfängt. Je nach Versicherung und Krankenhaus steht direkt am Tag nach der OP ein Physiotherapeut am Bett.

Was das Radfahren in der Natur angeht, ist es schwierig eine Prognose abzugeben. Ich könnte mir vorstellen, dass dein Mann sich erstmal wieder überwinden muss, sich auf ein Fahrrad zu setzen. Schließlich hatte er ja einen Radunfall. Von daher könnte es durchaus zur Kopfsache werden. Durch die Nichtbelastung des Bein schrumpft die Muskulatur. Trotz Reha und Muskelaufbau kommen die Muskeln nicht so schnell zurück, wie sie verkümmern. Je nachdem ob ihr im Flachland lebt oder eben nicht, ist unterschiedlicher Kraftaufwand nötig. Außerdem ist es am Anfang schwierig mit unvorhersehbaren Situationen umzugehen. Wenn man plötzlich bremsen muss, einem Hindernis ausweichen muss oder ähnliches, dann kann man noch nicht wie gewohnt reagieren. Von daher ist man am Anfang doch recht unsicher. Ich habe mich das erste Mal nach dem Unfall aufs Fahrrad gesetzt als ich noch in der beruflichen Wiedereingliederung war. Im Nachhinein betrachtet also ziemlich früh (ca. 3 Monate).

Wenn dein Mann nach der OP wieder zu Hause ist, wird er hauptsächlich rumsitzen und rumliegen. Er wird feststellen, dass manche Positionen überhaupt nicht gehen und nur wenige Positionen bequem sind. Ich fürchte, dass das mit zwei kleinen Kindern nicht ganz einfach werden wird. ;-)

Alles Gute für deinen Mann und meld dich, wenn du neue Fragen hast :-)

LG Martiku
LG Tina
- Laterale Impressionsfraktur links mit Korbhenkelriss des Meniskus - OP am 01.04.2010 -
- ME am 29.03.2011 -
Nini
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Re: Tibiakopffraktur - was kommt alles?!

Beitrag von Nini »

Hallo Lucie,

das ist bei jedem verschieden. Ich kann nur von mir berichten: Ich bin zur Zeit bei Woche 14 nach OP und könnte zwar theoretisch Fahrrad fahren, aber praktisch geht das noch nicht. Man muss auch das plötzliche Absteigen bedenken, wo das Bein auch mal sehr hart aufsetzen muss. Das will ich einfach nicht riskieren.
Zudem ist es unterschiedlich, wie schnell die geforderte Beugungsfähigkeit des Beines wieder da ist.

Was dein Mann da vor sich hat, ist keine leichte Genesung. Damit will ich dir keine Angst machen und ich spreche hier nur von meinen Erfahrungen.

Die Empfindlichkeit des Beines ist nach der OP und in den folgenden 2-3 Wochen schon sehr hoch. Das liegt vor allem daran, dass nichts von der Seite dagegen kommen sollte. Man kann nicht einfach ausweichen oder das Bein abbeugen. Die Beinachse darf sich nicht verschieben. Da solltet ihr mit den Kiddies aufpassen.
Ich war manchmal schon leicht panisch wenn irgendein Hindernis auch nur zu sehen war.

Ich wünsche deinem Mann für Montag alles Gute.

Liebe Grüße, Ninie

edit: Das Fahren auf dem Ergometer ist allerdings machbar und sehr zu empfehlen.;-)
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tina
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Re: Tibiakopffraktur - was kommt alles?!

Beitrag von tina »

hi lucky-lucie,

herzlich willkommen bei uns im forum, auch wenn der anlass nicht gerade der schönste ist.

martiku hat es super zusammengefasst, das unterschreibe ich mit :lol:
liebe Grüße Tina


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lucky-lucie
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Re: Tibiakopffraktur - was kommt alles?!

Beitrag von lucky-lucie »

Hallo!

Danke für den netten Empfang hier im Forum. Joa, der Anlass ist alles andere als toll und so langsam wird mir auch bewusst, welche Pläne, die für dieses Jahr gefasst wurden, komplett oder teilweise über den Haufen geschmissen werden müssen :cry:

Das wird auch für mich, obwohl ich nur Partnerin des "Frakturlings" bin, eine harte Zeit, wo Geduld für mich normalerweise ein Fremdwort ist :oops:

Liebe Grüße
Lucie
Nini
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Re: Tibiakopffraktur - was kommt alles?!

Beitrag von Nini »

Ja Lucie, ganz leicht wird es nicht, aber machbar.

Mein Freund musste sicher auch einige Mal heftig schlucken. 8)

Es sind ja mehrere Dinge, die den Alltag belasten: Aufgaben, die man sich vorher geteilt hat, muss nun einer übernehmen, dein Mann wird Hilfe bei einigen Dingen brauchen und die psychische Belastung ist auch nicht ohne.

Aber auch das geht vorbei und mit ein klein wenig Humor kann man das gut wuppen.

Wir genießen jetzt umso mehr den rannahenden Frühling. So wird es euch dann im Sommer gehen. Ihr schafft das schon. :)

Liebe Grüße, Ninie:-)
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joelinho
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Re: Tibiakopffraktur - was kommt alles?!

Beitrag von joelinho »

Hallo lucky-lucie!

Willkommen hier bei ums im Forum! Tina hat recht, Martiku hat alles wunderbar und lückenlos festgehalten, so unterschreib ich es auch.
Ich wohne in Tirol (also in den Bergen) und hatte auch eine Impressionsfraktur und OP im Dezember 2008. So Mitte April 2009 konnte ich dann wieder so langsam in freier Wildbahn Radfahren, allerdings war mein linker Oberschenkelmuskel anfangs extrem schwach.
Einen Tipp habe ich noch für dich und deinen Mann. Wenn er wieder daheim ist, zeige ihm dieses Forum und er hat dann eh genügend Zeit hier zu lesen, es wird ihm sehr helfen. Er wird irrsinnig viel finden, was viele seiner Fragen beantwortet und ihr werdet auch sehen, dass wird hier ein sehr sachliches und nettes Forum mit netten Leuten laufen haben. Allein die Geschichte von unserem CHEF Andi Jacomet samt Fotos beantwortet zahlreiche Fragen im Zusammenhang mit einem Schienbeinkopfbruch.
Also ich bin derzeit wieder vollfitt :mrgreen: (2 Jahre und 4 Monate nach Unfall), und das mittlerweile sehr umfangreiche Forum hat mir extrem viel geholfen. Alles Gute an deinen Mann.
Gruß, Joelinho
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tina
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Re: Tibiakopffraktur - was kommt alles?!

Beitrag von tina »

lucky-lucie hat geschrieben:Das wird auch für mich, obwohl ich nur Partnerin des "Frakturlings" bin, eine harte Zeit, wo Geduld für mich normalerweise ein Fremdwort ist :oops:
die wirst du brauchen, ganz sicher. und wenn er dich total nervt dein männe - dann schreibste mir ne pn und wir telefonieren mal. ich kenne das nämlich von beiden seiten - mein mann war auch schonmal drei monate mit krücken ausser gefecht gesetzt :shock: :shock:

- meine schulter ist dir also sicher :wink:

bewusst machen solltet ihr euch beide, dass dieser bruch nicht zu vergleichen ist, mit einem normalen beinbruch. es kann - unter umständen - alles etwas länger dauern.
liebe Grüße Tina


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joelinho
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Re: Tibiakopffraktur - was kommt alles?!

Beitrag von joelinho »

tina hat geschrieben:bewusst machen solltet ihr euch beide, dass dieser bruch nicht zu vergleichen ist, mit einem normalen beinbruch. es kann - unter umständen - alles etwas länger dauern.
Ich muß Tina hier bei einem Wort korrigieren auch wenn die Botschaft dadurch nicht besser wird - der letzte Satz lautet richtig:
....es wird alles etwas länger dauern.....[/quote]
Gruß, Joelinho
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Re: Tibiakopffraktur - was kommt alles?!

Beitrag von lucky-lucie »

tina hat geschrieben:
lucky-lucie hat geschrieben:Das wird auch für mich, obwohl ich nur Partnerin des "Frakturlings" bin, eine harte Zeit, wo Geduld für mich normalerweise ein Fremdwort ist :oops:
die wirst du brauchen, ganz sicher. und wenn er dich total nervt dein männe - dann schreibste mir ne pn und wir telefonieren mal. ich kenne das nämlich von beiden seiten - mein mann war auch schonmal drei monate mit krücken ausser gefecht gesetzt :shock: :shock:

- meine schulter ist dir also sicher :wink:

bewusst machen solltet ihr euch beide, dass dieser bruch nicht zu vergleichen ist, mit einem normalen beinbruch. es kann - unter umständen - alles etwas länger dauern.

:o Danke für Dein Angebot! Bin ansonsten gerade völlig durch den Wind - wenn alles gut gegangen ist liegt mein Mann jetzt im Aufwachraum...

Gruß
Lucie
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Re: Tibiakopffraktur - was kommt alles?!

Beitrag von tina »

lucky-lucie hat geschrieben:[ :o Danke für Dein Angebot! Bin ansonsten gerade völlig durch den Wind - wenn alles gut gegangen ist liegt mein Mann jetzt im Aufwachraum...
es ist alles gut gegangen! positiv denken! wann gehst du zu ihm?
liebe Grüße Tina


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Re: Tibiakopffraktur - was kommt alles?!

Beitrag von lucky-lucie »

tina hat geschrieben:es ist alles gut gegangen! positiv denken! wann gehst du zu ihm?
Anruf im Krankenhaus gerade eben ergab, dass er noch im ominösem "unten" ist. Entweder also noch im OP oder im Aufwachraum :? . Werd also noch ein bisschen hier hocken müssen und gehe spätestens wenn die Kinder im Bett sind (ich glaub, heute gehen sie früher :lol: )
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tina
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Re: Tibiakopffraktur - was kommt alles?!

Beitrag von tina »

der arme....möchte gerade nicht mit ihm tauschen :mrgreen:

den werden sie bestimmt mit medis heute nacht abschiessen - das beste was sie machen können :wink:
liebe Grüße Tina


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Re: Tibiakopffraktur - was kommt alles?!

Beitrag von lucky-lucie »

:cry: Ich war heute am frühen Abend bei meinem Mann im Krankenhaus. Er wurde ja heute operiert. Dass er Schmerzen haben wird, war mir klar, aber dass er sooooo schlimm "AUA" hat, hätte ich nicht gedacht. Naja, es kann nur besser werden (schlimmer wird nicht akzeptiert!).

Immerhin weiss ich nun auch genau, was bei ihm kaputt war:

Impression der lat. Tibiakopfkonsole und Fraktur der Eminentia


Kann mir das einer so halbwegs übersetzen? Google bringt mich diesmal nicht soviel weiter... :wink:


Liebe Grüße
Lucie
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Martiku
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Re: Tibiakopffraktur - was kommt alles?!

Beitrag von Martiku »

Hallo Lucie,

schön, dass dein Mann die OP gut überstanden hat. Hat man mich in den ersten Tagen nach OP gefragt, wie stark meine Schmerzen auf einer Skala von 1 bis 10 sind, habe ich mit 12 geantwortet...

Nachdem ich jetzt mal Eminentia gegoogelt habe, denke ich, dass das der Höcker zwischen den beiden Tibiaplateuaus ist. Man hat ja einen inneren und einen äußeren Tibiakopf und in der Mitte ist so eine Erhebung. Das scheint die Eminentia zu sein. Ich glaube, diese Nebenverletzung hat hier bisher keiner gehabt. Dein Mann hat doch sicher auch Röntgenbilder. Da wird man es wahrscheinlich gut sehen können.

Alles Gute !!
LG Tina
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- ME am 29.03.2011 -
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