zunächst einmal möchte ich mich ganz herzlich bei Andi Jacomet für die Bereitstellung dieser tollen Plattform zum Austausch bedanken. Auch wenn Foren heutzutage ganz oft den Social Media-Plattformen weichen mussten, finde ich es toll, dass es diese Möglichkeit hier weiterhin gibt.
Mein Dank gilt aber auch den anderen Mitgliedern des Forums und ihre Erfahrungsberichte, Tipps und Tricks. Ich hatte sehr viel Zeit, um mich in viele Postings einzulesen und habe bei allen Erzählungen mitgefiebert, mitgezittert und mitgefühlt. Gerne würde ich Euch meine Geschichte anvertrauen.
Vorweg: ich bin Ende Zwanzig, war bis zum Unfall eigentlich ziemlich gesund (okay, einige Kilos sind zu viel auf den Rippen, das möchte ich nicht unterschlagen) und engagiere mich in meiner Freizeit ehrenamtlich in einer Hilfsorganisation. Letzteres sollte mir Anfang Juli leider zum Verhängnis werden. Im Rahmen einer Ausbildungs- und Übungsveranstaltung Anfang Juli übten wir verschiedene Einsatztechniken.
Beim Absteigen einer Leiter wählte ich leider den schnellsten Weg und stürzte geradeaus (wie man normalerweise vom Sprungturm im Schwimmbad springt) aus einer Höhe von etwa drei bis vier Metern hinab. Auf beiden Beinen landete ich nach kurzer Flugphase schließlich auf dem Pflaster, ehe es mich zu Boden riss. Nach kurzer Erstversorgung ging es schließlich mit einem Rettungswagen in den Schockraum einer großen Unfallklinik. Dort folgten zunächst die Abstrichnahme (die wirklich sehr unangenehm war) für die entsprechenden Corona-Tests, sowie ein gründlicher Bodycheck, Röntgen- und CT-Aufnahmen. Nachdem akute lebensbedrohliche innere Verletzungen ausgeschlossen werden konnten, ging es nach kurzem Papierkrieg und Wartens auf Station. Am nächsten Morgen folgten direkt weitere Röntgen-, CT- und MRT-Aufnahmen, so dass ich am Nachmittag bereits Gewissheit hatte.
Diagnostiziert wurde rechts eine Tibiakopffraktur, Typ 2b nach Moore und links eine Fraktur des Mittelfußknochens. Während letztere konservativ mit einem Vacoped-Stiefel bei voller Belastung therapiert und von den Ärzten schnell abgehakt wurde, war für die Knieverletzung eine Operation unumgänglich. Nach einigem Hin- und Her und Terminverschiebungen, lag ich schließlich eine Woche nach der Aufnahme im Krankenhaus unterm Messer. Dort wurden eine Spongioplastik, sowie eine Tibiaplatte 3.5 aus Stahl eingesetzt und mit mehreren Schrauben fixiert. Anschließend wurde die OP-Narbe geklammert und das Bein in einer Orthese ruhiggestellt. Die Orthese wurde bereits einen Tag nach der OP gegen eine ROM-Orthese mit einer Beugung von 30 Grad ausgetauscht und das Bein täglich in einer Motorschiene trainiert.
Ein weiterer Tag zog ins Land, ehe ich mich mit einer Physiotherapeutin das erste Mal in meinem Leben auf Unterarmgehstützen begab. Im Stand war das Standgefühl es etwas unsicher aber okay, weiter als drei kleine Schritte Richtung Zimmertür ging es krafttechnisch leider nicht. Der Vacoped ("Skistiefel") machte sich einfach bemerkbar, auch in den Folgetagen. Der Versuch mit Unterarmstützen eine Treppe zu steigen wurde von den Physiotherapeutinnen nach einer Stufe abgebrochen. Immerhin reichten Kraft und Fähigkeiten um sich vom Krankenbett bis auf die Toilettenschüssel zu bewegen (

Drei Tage vor der geplanten Entlassung erfuhr ich von selbiger. Nach unendlichen Telefonaten mit einer zweistelligen Anzahl an Physiotherapeuten ("Wir haben ab nächster Woche Urlaub", "Hahahaha, viel Glück bei der Suche, wir sind ausgebucht", "Da müssen Sie sich früher melden", "Ja, wir hätten was frei. In acht Wochen würde es losgehen", ...) fand ich schließlich eine Praxis, die bereit war mich aufzunehmen. Sie konnten zwar nicht die volle Zahl der verordneten Stunden abbilden und auch Hausbesuche sollten nicht möglich sein, aber sie war wenigstens in direktem Umkreis meiner Wohnung gelegen. Krankengymnastik und Lymphdrainagen, ich komme. Weniger Erfolg hatte ich mit einer Haushaltshilfe, die mich vier Stunden pro Woche unterstützen sollte. Es fand sich keine. Wirklich nicht. Nirgendwo. Da rächt es sich, dass man nicht in einer Beziehung lebt

Eine Woche nach der OP ging es schließlich im Krankentransporter nach Hause. Dort schaffte ich es immerhin die fünf Stufen zur Eingangstür zu überwinden, ehe es mich fast zu Boden riss. Also Planänderung und auf dem Hintern die Treppe hoch. Funktionierte und funktioniert immer noch erstaunlich gut. Für das Training zuhause kam einige Tage später meine eigene (Leih-)Motorschiene nach Hause.
Der Status Quo ist, dass nun einige Einheiten KG, Lymphdrainage und Besuche beim D-Arzt hinter mir liegen. In der Wohnung bewege ich mich immer noch hauptsächlich im Rollstuhl oder meinem Bürostuhl fort. Im Badezimmer nutze ich einen Gehbock, mit dem ich mittlerweile erstaunlich gut vorankomme, was daran liegt, dass der Rollstuhl leider vier Zentimeter zu breit ist. Das Bein lässt sich überraschend gut strecken, beugen und heben. Die ROM-Orthese habe ich mittlerweile abgelegt, trage sie aber weiterhin (mit 0-0-60) bei allen Aktivitäten außerhalb der Wohnung.
In ein paar Tagen steht nun die erste Röntgenkontrolle bevor. Kommende Woche geht es außerdem zu einer BG-(Reha-)Sprechstunde in die Unfallklinik (das Geschehen läuft als BG-Arbeitsunfall), bei der dann auch über ein eventuelles Auflasten gesprochen wird. Wenn Ihr diesbezügliche Erfahrungen habt, würde ich mich freuen wenn ihr mich an Euren Erfahrungen teilhaben lassen könntet.
So viel erstmal zu meiner Geschichte. Ich freue mich über Eure Gedanken und Rückfragen.
Liebe Grüße vom
Leitervogel
(dessen Nickname sich nun hoffentlich erklärt
