Hallo,
vielleicht wirst Du meine Ansicht so eigentlich nicht lesen mögen, aber ich möchte ehrlich sein und hier nichts schönreden, davon hast Du ja eigentlich nichts.
Ich bin nach meiner Tibiakopftrümmerfraktur in einem Jahr insgesamt 4 mal operiert worden, bis mein Bein wieder gut benutzbar war.
1.OP war erste Sortierung des Müslizustands an meinem Tibiakopf und rund um mein Kniegelenk.
Danach war auch bei mir eine Absackung, die erneut unterfüttert und mit neuen Schrauben fixiert werden mußte.
Meine Beinachsenfehlstellung (massives O-Bein) wurde dann in zwei weiteren OPs korrigiert und wiederum mit Fremdknochen und Platten und Schrauben von beiden Seiten fixiert, darüber hinaus wurde mir ein neues Seitenband rekonstruiert, weil mein originales durch den Unfall abgerissen und nicht wieder angewachsen war. Dadurch war mein Knie komplett instabil und zum Laufen relativ wenig geeignet.
Meine ganze Geschichte kannst Du hier:
viewtopic.php?f=2&t=701 lesen
Und ja, auch bei mir war nach jeder OP 8 bis 10 Wochen Entlastung angesagt, nach der ersten Unfall-OP noch länger, weil mein Gelenk so instabil war, dass normale Belastung unmöglich war. Nach den letzten beiden OPs mit der Seitenbandrekonstruktion steckte ich 6 Wochen in einer Streckschiene und durfte erst danach ganz langsam wieder anfangen zu beugen. Es hat gefühlt unendlich gedauert, aber ich war guter Dinge, denn mein Bein fühlte sich endlich wieder stabilisiert an. Auch das fördert wohl die Heilung....
Der Zeitpunkt für Deine Situation ist sicherlich gerade in jeder Beziehung relativ ungünstig. Aber ist das nicht immer so? Ein Unfall passt doch nie in den Terminplan und ist doch immer ungünstig. Und ein Heilungszeitraum von 10 Wochen und mehr kollidiert in der Regel immer mit irgend welchen Planungen....
Nichts desto trotz wirst Du es schlicht und ergreifend einfach nicht ändern können, so blöd das auch ist.
Du wirst das einfach aushalten müssen.
Und Du wirst weitere 10 bis noch mehr Wochen Geduld haben müssen bis zur Vollbelastung. So lange braucht Knochen einfach, um wieder stabil durch zu heilen, von daher ist das auch die Antwort auf Deine Frage. Auch der kleinere Eingriff dauert in der Nachbehandlung einfach so lange, weil Knochen diese Zeit braucht, um zu verwachsen, auch Frendknochen. Belastest Du ihn zu früh, wird er wieder verrutschen oder absacken oder was auch immer, also mußt Du ihm diese Zeit eben geben wenn es gut werden soll.
Rechne eher mit einem längeren Zeitraum, denn je länger Du nicht belasten kannst, desto schwieriger wird dann auch leider der Wiedereinstieg in die Belastung.
Trotzdem sehe ich die vergangenen Wochen für Dich nicht als umsonst an, denn es ist ja auch schon etwas gemacht worden an Deiner Verletzung, auch wenn sich da etwas in eine Richtung verändert hat, die sicherlich so nicht angestrebt war.
Leider sind diese Verletzungen sehr oft so kompliziert, dass eben nicht immer ein einzelner Eingriff ausreicht, um ein zufriedenstellendes Ergebnis zu erreichen. Nach solch schweren Unfällen ist der erste Chirurg meist mit der undankbaren Aufgabe beschäftigt, die Trümmer wieder so gut wie möglich zusammen zu puzzeln, je nachdem wie viele Trümmer es sind und welche Möglichkeiten zur Fixierung es in diesen Trümmerfeldern gibt, kann das besser oder eben manchmal auch nicht so gut gelingen.
Du scheinst ja zumindest Deinem momentanen Chirurgen so zu vertrauen, dass Du ohne Zweitmeinung die zweite OP machen lassen willst.
Du hast geschrieben, dass Du die Orthese nicht getragen hast, weil sie nicht gut sass und Dich störte.
Du solltest diese Orthese tragen. Wenn sie nicht gut sitzt, lass sie solange anpassen, bis sie sitzt und trage sie auch nachts, wenn der Arzt das entsprechend für nötig hält. Sie stabilisiert das Bein und schützt es vor falschen Bewegungen, die so einen frisch fixierten Knochen relativ schnell wieder destabilisieren können.
Meine erste Orthese nach dem Unfall war gruselig, sie sass auch nicht, war an ein geschwollenes Bein angepasst und passte hinten und vorne nicht, sie rutschte und drückte und war eigentlich unerträglich.
Ich bin daraufhin nochmal zu diesem Sanitätsdienst gefahren, die haben mir kurzerhand eine neue in einer anderen Größe angepasst, die saß dann auch ganz gut und war für mein instabiles Bein eine gute Unterstützung.
Nach den beiden letzten OPs gab es ein anderes Modell und das saß tatsächlich wirklich super und ich habe sie relativ lange zur Unterstützung und Entlastung getragen.
Leider kann ich Dir so richtig wohl nicht in dem Sinne Mut machen, wie Du das vielleicht erwartet hast.
In einem Punkt kann ich allerdings etwas Positives berichten, was Dir vielleicht auch etwas Mut macht.
Ich kann nach meinen vier OPs mittlerweile wieder relativ gut laufen, ich kann Rad fahren und mein Bein wieder gut belasten.
Ich weiß zwar, dass das bei mir wahrscheinlich kein Dauerzustand sein wird und es gibt auch eine Menge Bewegungen und Belastungen, die nicht mehr gehen, dafür ist mein Gelenk einfach zu kaputt, aber für die nächsten Jahre hat mich mein Chirurg vor einer achsgeführten TEP bewahrt und mir mein Gelenk benutzbar erhalten.
Es wird dauern und es erfordert vor allem viel Geduld und sicherlich wirst auch Du noch eine Reha brauchen, um wieder richtig auf die Beine zu kommen.
Ich wünsche Dir, dass Du das alles mit Deinem neuen Job vereinbaren kannst.
Aber vor allem wünsche ich Dir, dass Du Dein Knie wieder voll funktionsfähig bekommst und dass Du die notwendige Geduld aufbringen kannst, um die Zeit bis dahin auch mit positiven Gefühlen und Gedanken zu überstehen, denn die sind für die Heilung auch sehr wichtig.
Dir alles Gute und gute Besserung,
Bruchpilot