Reitunfall

Geschichten und Meinungen rund um Beinbrüche und Knieprobleme

Moderator: Andi Jacomet

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Reiterin
Beiträge: 12
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Reitunfall

Beitrag von Reiterin »

So. Heute habe ich mich in dem Forum angemeldet, welches mir in den letzten Monaten soviel weiter geholfen hat. Oft mehr als bei den behandelnden Ärzten habe ich hier eine Antwort gefunden.
Inzwischen hat das "normale" Leben mich wieder und manchmal denke ich, es ist auch schade. Diese ungeplante, aber unabdingbare Auszeit kam vielleicht zur richtigen Zeit und gab auch neue Impulse.
Ostern saß ich das erste Mal wieder auf dem Pferd und reite wieder normal meine Runden, fahre Rad, arbeite, gehe mit den Hunden. Auch die Physiotherapie habe ich erstmal abgeschlossen. Gehe wieder zum Sport.
Aber so ganz ohne Schmerzen geht es auch heute nicht und ich glaube nicht, dass die hundertprozentige Kraft und Sicherheit zurück kommen wird. Aber wer weiß. Ich bin viel weiter, als ich es vor einem halben Jahr je geglaubt hatte. Und dies hat mich bewogen, mich hier anzumelden und allen Mut zu machen. Wird doch meist nur was verkündet, wenn es Probleme gibt. Hier wird viel gelesen, glaube ich, und so ist es das richtige Forum.
Seit meinem Unfall am 30.12.2019 habe ich den Werdegang mit meinem Knie und den Einfluss auf mein Leben aufgeschrieben.
Die Berichte möchte ich nun, so wie es meine Zeit erlaubt, in chronologischer Reihenfolge hier reinstellen. Da ich absoluter Forumsanalphabet bin, hoffe ich, dass das ok ist.
Zu meiner Person: Ich bin 56 Jahre alt, reite seit fünfzig Jahren. Seit ich dreizehn bin, habe ich eigene Pferde. Kein Profi, kein Sportreiter, aber ich glaube sagen zu können, bestimmt auch kein Anfänger oder Reittrottel.
ikki
Beiträge: 84
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Re: Reitunfall

Beitrag von ikki »

hier ist leider etwas Ebbe im Moment... ich finde das etwas schade, mir hat das Forum nach dem Unfall nämlich wirklich gut getan.

Ja - es braucht viel Zeit. Ich hoffe es wird bei dir noch weiter besser! Was hattest du denn für eine Verletzung?

Liebe Grüsse
Reiterin
Beiträge: 12
Registriert: Fr Jun 19, 2020 7:30 am
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Re: Reitunfall

Beitrag von Reiterin »

Hallo,
ach bei weitem habe ich noch genug zum Lesen.
Laterale Tibiakopfimpressionsfraktur rechts hatte ich. Eigentlich wollte ich nur auf mein Pferd aufsteigen. Den linken Fuß hatte ich bereits im Steigbügel, da fing der Sattel an zu rutschen und ich habe den rechten Fuß wieder auf den Boden gestellt. Nichts dramatisches und gefühlt schon eine Million mal gemacht. Natürlich waren wir alleine im Wald und die Rettung einen Eintrag von den Sanitätern bei Facebook Wert. Ich habe sofort gespürt, dass da mehr kaputt gegangen ist. Aber die erste Diagnose war dann doch ein riesen Schock. " Wir können Ihnen nicht garantieren, dass Sie in Ihrem Beruf (Potitesse oder auch Stadtaufschreiber), wieder arbeiten werden können" und "Reiten, dieses Jahr gewiss nicht mehr". Eine Woche hatte ich dann bis zur OP gewartet und Zeit im Internet mich schlauer zu machen. Im Krankenhaus habe ich begonnen das blöde kaputte Bein sozusagen rechts liegen zu lassen, habe mir Hanteln bringen lassen und wie verrückt trainiert. Ich wollte gestärkt in die OP gehen und vorbereitet für die Zeit danach sein. Ich weiß wie schnell man Muskeln abbaut. Nach der OP war die Diagnose dann schon etwas besser. Sie haben mein Bein wohl Recht gut hinbekommen.
Bereits aus dem Krankenhaus heraus habe ich mir einen Arzt gesucht und Physiotherapietermine ausgemacht. Meine Familie habe ich Krückenband bestellen lassen. Das kannte noch keiner und alle fanden, es sei eine prima Sache. Handschuhe, damit ich keine Druckstellen an den Händen bekomme und Tennisschlägerband wurden gekauft. Für die Duschwanne ein Aufsatz besorgt. Krankenkassenleistung.
Zum Glück habe ich eine gute Unfallversicherung und brauchte mir um einen finanziellen Verlust durch Krankengeld keine Sorgen machen.
Mein Pferd steht artgerecht in der Herde und liebe Menschen haben sich die ersten zwei Monate drum gekümmert. Mein erwachsener Sohn ist die erste Zeit mit unseren zwei Hunden rausgegangen. Und so habe ich aus der Situation versucht das beste zu machen.
Bein kaputt, aber Arme trainieren. In meinem Alter sind Schwabbelarme schonmal drin. Nun hatte ich auf einmal wieder feste Oberarme. Wieder Zeit zum Lesen...Sechs Wochen an Unterarmstützen mit 15 Kg Teilbelastung.
Ich wohne mit meinem Mann sehr zentral in einer kleinen Stadt. Der Winter war mild und ohne Schnee. Regelmäßig bin ich draußen spazieren gegangen. Wenn man dann von Omis mit Rollator überholt wird.... Eine neue Erfahrung. Taxifahren war neu für mich. Mein Mann ist selber schwer krank und benötigt eigentlich meine Hilfe. Von ihm konnte ich nicht viel erwarten.
Sechs Wochen ohne Pferd, da ich da nur mit Auto hinkomme. Das hatte ich noch nicht Mal, als ich Mutter wurde. Da saß ich nach drei Wochen wieder auf dem Pferd. Und dann die Ungewissheit, ob ich je wieder reiten werden könne. Vor zwei Jahren hatte ich einen Unfall und bin lange Zeit mit meinem Pferd zufuß unterwegs gewesen. Pilgern mit Pferd. Das wollte ich nochmal. Und möchte ich immer noch. Zu Fuß unterwegs sein. Nichts dolles. Einfach nur gehen. Alleine und durch die Natur.
Ja, ich glaube, das wird gehen.
Demnächst mehr.
Bruchpilotin63
Beiträge: 16
Registriert: Mi Mai 13, 2020 12:55 pm
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Re: Reitunfall

Beitrag von Bruchpilotin63 »

Hallo Reiterin,
Das hast du schön geschrieben. Ich habe gerade noch viel Zeit und stöbere gern hier nach Erfahrungsberichten. Obwohl es wirklich gerade sehr ruhig hier ist. Dein Unfall ist jetzt 7 Monate her und du kannst schon wieder 8h als politesse durch die Stadt laufen?
Ich muss am Montag in die Klinik, zur Endbesprechung nach 12 Wochen. 4 Wochen nach Vollbelastung. Es tut sich nix, kein Schritt ohne Krücken oder immer an der Wand lang.
Manchmal mag ich mich so selbst nicht mehr sehen, so hilflos. Bei mir kommt hinzu, dass mich gerade in dieser Zeit mein Mann verlassen hat. Das trägt zum schneller fit werden wollen bei, hilft aber nicht der Psyche.
Alles Gute
Heike
Reiterin
Beiträge: 12
Registriert: Fr Jun 19, 2020 7:30 am
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Re: Reitunfall

Beitrag von Reiterin »

Hallo
Nach drei Monaten sollte die Eingliederung beginnen. Mein Arzt, Chirurg, meinte, alles sei verheilt und hatte, was die Eingliederung betrifft, etwas andere Vorstellungen als ich. Ich arbeite drei halbe und an zwei Tagen acht Stunden. Nach seinem Plan hätte ich nach kurzer Zeit mehr Stunden gearbeitet, als ich Krankengeld bekommen habe. So lieb habe ich meinen Arbeitgeber dann nun doch nicht...
Aufgrund von Corona mussten wir Überstunden abbauen, ich hatte noch Urlaub und auch die Feiertage lagen in der Zeit. So fiehl der Einstieg etwas einfacher.
Chirurgen sehen, glaube ich, auch nur ihre "Baustelle" und nicht den Patienten im Ganzen. Mag ja sein, dass der Bruch verheilt ist, aber Muskeln, Sehnen, das ganze Gewebe und auch nicht zu vergessen die Psyche sind doch immer noch in Mitleidenschaft gezogen. Jedenfalls bei mir. Die Angst zu fallen ist da. Im Gleichgewicht bleiben und bloß nicht fallen...
Unsere Dienst- und Aufenthaltsräume sind im dritten Stock ohne Aufzug. Bis vor zwei Wochen hatte ich mir noch eine Krücke unten an die Treppe gestellt. Einmal hoch OK, zweimal nunja, aber beim dritten Mal war ich mir nicht mehr sicher, es zu schaffen.
Durch Pferd, Hunde und doch sehr krankem Mann bin ich auch gezwungen alles irgendwie zu schaffen. Oft lenkt gerade das ab von den eigenen Schwächen. Deshalb ist eine Reha auch kein Thema für mich. Einer von euch schrieb was von laufen in tiefem Sand. Die Erfahrung habe ich auch gemacht. Auch wenn es mir manchmal schwer fällt, laufe, nein gehe, ich viel mit meinem Pferd durch den Wald und die tiefen Reitwege spazieren. Das hilft sehr der Stabilisierung des Knies. Und meine Aufmerksamkeit gilt mehr dem Pferd und Wald als dem blöden Knie. Auch wenn ich natürlich aufpassen muss. Ah, bevor einer fragt. Mein alter Hund kann nicht mehr soweit wie ich laufen.
Auch wenn ich seit einiger Zeit wieder Fahrrad fahre, heute habe ich mir kurzentschlossen ein Tiefeinsteigerrad gebraucht gekauft. Das Bein bekomme ich noch nicht rüber, ohne das Rad schräg zu stellen oder einen Bordstein zu suchen. So sieht es eleganter aus und ist auch sicherer. Für Stadtfahrten ist es angenehmer. Für längere Touren, wo ich auch nicht so oft auf- und absteigen brauch, kann ich ja mein anderes Rad noch nehmen.
Fünf bis sechs Kilometer im Wald unterwegs zu sein, klappt bereits ganz gut. Aber am Ziel fühle ich mich noch lange nicht. Lieber langsam und gleichmäßig gehen ohne Humpeln. Ansonsten hat man bald die nächste Baustelle im Rücken, Hüfte oder so.
Und es dauert halt. Die Methode und Gedanken von Feldenkrais bringen mich persönlich weiter voran.
@ Heike: Jeder und jede Verletzung sind anders und jeder braucht die Zeit, die es eben braucht. Und wenn man Schmerzen hat, dann sind sie da. Egal was Röntgenbilder oder was auch immer auszusagen mag. Meinem Vater tut auch ein Finger weg, der nicht mehr da ist.
Mein Motto war und ist immer: das Knie mag kaputt sein, jedoch gibt es Menschen, die sogar ohne Bein fitter sind und zurecht kommen. Da werde ich es ja wohl mit nur einem kaputten Knie schaffen. Im Notfall muss ich auf meine alten Tage lernen auf Händen zu laufen. Hoffe, kommt nicht soweit....Aber Arme zu trainieren kann man schonmal anfangen.
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