Alt, unsportlich Osteoporose...

Geschichten und Meinungen rund um Beinbrüche und Knieprobleme

Moderator: Andi Jacomet

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Tiger-Oma
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Alt, unsportlich Osteoporose...

Beitrag von Tiger-Oma »

Die meisten Verlaufs-Berichte, die ich hier lese, sind entweder von jungen, trainierten Menschen, die mit bewundernswerter Disziplin schnell wieder eine sehr gute Funktion ihres Knies erreichen, oder es sind erschreckend lange Leidensgeschichten. (Ich bin nicht traurig, dass ich dieses Forum nicht sofort nach meinem Unfall entdeckt habe; es ist nicht nur ermutigend...) Darum hier eine andere Geschichte:

Ich bin 62 Jahre alt und bekennender Nicht-Sportler; seit dem Ende meiner Schulzeit vor 44 Jahren habe ich außer Wandern (eher gemütlich als steil) keinerlei Sport getrieben.


Mitte Januar hat mich beim Baden im Indischen Ozean eine unerwartet starke Welle nahe am Ufer erwischt, als ich auf meinem linken Bein stand; die Kraft der Welle hat mich mit Gewalt nach links hinten umgedreht und der Fuß muss wohl stehen geblieben sein, dabei wurde das Schienbein „abgedreht“. Ob die Dreh-Kraft der Welle alleinige Ursache für die Fraktur war, oder ob die in unserer Familie gehäuft auftretende starke Osteoporose auch dazu beigetragen hat, weiss ich nicht sicher. In der Dorf-Ambulanz in Süd-Thailand, in die ich (erst von zwei jungen Schweizern aus dem Wasser geschleppt, dann auf der Ladefläche eines Lasten-Mopeds, dann in einem Auto) gebracht worden war, hat der Arzt die Fraktur auf den Röntgenbildern erst nicht erkannt. Erst nach einigen Stunden hat er mich im Hotel angerufen und mir gesagt, dass sein Radiologischer Kollege doch eine Schienbeinfraktur gesehen habe. Die lange Heimreise vom Süden Thailands über Bangkok nach Deutschland habe ich darum ohne stützende Schiene mit frei verschiebbarer Fraktur zurückgelegt, was gelinde gesagt übel war...

Im heimischen Krankenhaus bin ich dann fünf Tage nach dem Unfall an einer lateralen Tibiakopf-Impressionsfraktur mit Stufe in der Gelenkfläche (AO B3.1) und Einstrahlen auch in die mediale Gelenkfläche operiert worden: Offene Reposition mit Anheben der lateralen Gelenkfläche und Unterfütterung mit Fremd-Knochen sowie Fixierung mit Lochplatte und Schrauben. Angekündigt wurden mir 6 Wochen Teilbelastung mit 20 kg und weitere 6 Wochen bis zur Vollbelastung. Erst eine Woche nach der OP haben mich die Chirurgen von ihrer Station scheuchen können; so lange habe ich gebraucht, bis ich mich an Krücken wenigstens auf die Toilette schleppen konnte... Die folgenden 5 Wochen habe ich dann vormittags im Rollstuhl und nachmittags auf der Couch sitzend verbracht, unterbrochen von 2 x einer Stunde pro Woche Krankengymnastik im Krankenhaus und 2-3 x täglich 20 Minuten dort gelernten Übungen für Muskelaufbau (eher Verlangsamung des Abbaus) und Beweglichkeit im Bett oder auf der Couch. Kurze Strecken habe ich auf Krücken zurückgelegt, auch je einmal täglich eine Treppe abwärts und aufwärts; für etwas längere Strecken habe ich den geliehenen Rollstuhl verwendet.

Obwohl also wenig Druck und noch weniger Muskel-Zug auf den gebrochenen Knochen gekommen ist, hat die Röntgen-Kontrolle nach 6 Wochen ergeben, dass die Fraktur sehr gut geheilt ist; und es hieß, dass ich nach weiteren 2 Wochen Teilbelastung mit 35 kg dann wieder voll belasten dürfe.

Gestern (8 Wochen nach der OP) war der große Tag der Vollbelastung, dem ich ursprünglich mit Sehnsucht, nach Lektüre dieses Threads aber auch mit erheblicher Sorge entgegengesehen habe. Die Physiotherapie-Ambulanz habe ich wie gewohnt mit Auto und Rollstuhl erreicht, dann ging‘s mit Unterarmgehstützen auf den Weg in einen großen Gymnastik-Saal; im Saal wurden die Krücken dann für 25 Minuten in die Ecke gelehnt. Ab da bin ich ohne Krücken gegangen, anfangs wie auf Eiern, langsam etwas schneller und sicherer. Ein einziges Mal hatte ich das Gefühl, dass mir das operierte Knie wegsackt (war gerade eine Sprossenwand in Reichweite zum Festhalten); ansonsten war ich völlig verblüfft, wie gut das Laufen nach den 8 Wochen ging! Ein Stockwerk Treppe mit Geländer klappte auch gut; danach war ich aber ziemlich erschöpft. Auf dem Rückweg zum Auto habe ich dann den Rollstuhl wie einen Rollator vor mir hergeschoben.

Jetzt könnte eine lange Liste all der langersehnten Haushaltstätigkeiten folgen, die mit Krücken unmöglich sind, die ich in den letzten 24 Stunden erfolgreich bewältigt habe (hätte nie gedacht, dass ich mich mal freuen würde, die Spülmaschine auszuräumen...) Und das Tollste ist, dass ich außer einem Druckgefühl im operierten Knie, das ich schon die ganze Zeit habe, das sich aber durch Tragen einer Kompressions-Manschette verringern läßt, keinerlei Schmerzen habe!! (Na ja, allmählich kommt der Muskelkater in der linken Wade...) Morgen will ich mich ohne Krücken nach draußen wagen und dann die Geh-Strecke und auch das Tempo steigern.

Ich hoffe, mit dieser — doch etwas lang geratenen — Erzählung dem einen oder anderen auch nicht so jungen und nicht sportlichen Leidensgenossen etwas Hoffnung machen zu können.
Tiger-Oma
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Re: Alt, unsportlich Osteoporose...

Beitrag von Tiger-Oma »

Nachtrag: Der Enthusiasmus hat einen kleinen Dämpfer bekommen. Gestern Abend meinte ich, noch einen halben Kilometer laufen zu können; das ging auch ganz gut, aber danach hat das operierte Knie so richtig wehgetan; nur mit Mühe konnte ich dann noch ins Bett hinken. Heute gibt‘s ein Novalgin für den wohl nur sehr kurzen Spaziergang (die Sonne scheint, ich freu‘ mich schon)...
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Eterna
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Re: Alt, unsportlich Osteoporose...

Beitrag von Eterna »

Salü Tiger-Oma,

so ist's recht. Positive Verläufe kommen hier in der Tat etwas zu kurz.
Aber wen wunderts..schaut man doch nicht ein solches Forum, wenn es einem gut geht oder alles prima verläuft und man gut aufgeklärt wurde.
Aber es gibt sie doch...diese Verläufe die einfach völlig unproblematisch sind. Schön, wenn dann auch hier darüber berichtet wird und frisch Betroffenen Mut gemacht werden kann.
Danke dafür !!

Das aber auch ein guter Verlauf Zeit und Geduld brauch, hast du ja bereits bemerkt :wink: , wünsche Dir weiterhin alles Gute.

LG
Marion
Alle sagten: " Das geht nicht !"
Dann kam einer, der wusste das nicht
und hat es gemacht.
Tiger-Oma
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Re: Alt, unsportlich Osteoporose...

Beitrag von Tiger-Oma »

Zweiter Nachtrag: nachdem ich wohl zu früh mit der Vollbelastung angefangen hatte, habe ich das Bein etwa zwei Wochen lang wieder mit zwei Krücken entlastet und dann (11Wochen post-op.) einen neuen Versuch der Vollbelastung gestartet: Vorgestern 1,3 Kilometer von der Krankengymnastik nach Hause gelaufen und gestern ein Stück auf einem unebenen, teilweise recht steilen Wanderweg gegangen — beide Knie drücken etwas, aber nichts tut weh.
Tiger-Oma
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Re: Alt, unsportlich Osteoporose...

Beitrag von Tiger-Oma »

Inzwischen (14 Wochen nach der OP) geht es mir richtig gut. Abgesehen davon, dass ich mich nicht hinhocken kann, bin ich bei Alltagsaktivitäten nicht mehr beeinträchtigt. Gestern sind wir 9 Kilometer auf unebenen, steinigen Wegen bergauf und bergab gewandert, ohne dass ich Schmerzen bekommen hätte. Nur ein Druckgefühl in beiden Knien ist aufgetreten, im unverletzten Knie mehr als im operierten; heute ist alles wieder gut. Offensichtlich habe ich ein Riesen-Glück gehabt...
Fussel
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Re: Alt, unsportlich Osteoporose...

Beitrag von Fussel »

Hallo Tiger-Oma,
Glückwunsch !!! Ich finde es super, dass du schon wieder so fit bist. Bei mir ist die OP ca genauso lange her. An und für sich klappt es auch bei mir recht gut, aber so weite Strecken kann ich noch nicht laufen. Schon gar nicht im Gelände :shock: Aber es wird täglich ein kleinwenig besser und das reicht mir erst einmal.
Ich freue mich auf jeden Fall von deinem extrem positiven Verlauf zu hören. Das macht Mut :)
Liebe Grüße,
Fussel
Labradora
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Re: Alt, unsportlich Osteoporose...

Beitrag von Labradora »

@Tiger-Oma: Wow, super! Ich freue mich gleich mit!
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