es ist ja sehr ruhig hier, aber auch das Stöbern in den alten Beiträgen hat mir schon oft weiter geholfen, dunkle Momente durch zu stehen.
Euch allen vielen Dank für dieses infomative Forum zum Thema Tibiakopf/Knie.
Jetzt will ich mich selber und meine Geschichte auch vorstellen und hoffe, es liest her überhaupt einer und könnte mir auch noch die eine oder andere Frage aus seiner persönlichen Erfahrung beantworten.
Am 14. April bin ich bei einer Haus- und Hofbesichtigung durch einen morschen Heuboden gebrochen und 5m in die Tiefe gestürzt.
Mein Flugversuch ist brutal gescheitert, wobei ich wohl trotz allem sehr viel Glück im Unglück hatte.
Ich bin auf dem gestreckten linken Bein aufgekommen und dann auf die rechte Seite gefallen. Dabei habe ich aus meinem linken Knie laut dem später operierenden Oberarzt einen Totalschaden gemacht.
Das Gesamtergebnis war ein Polytrauma mit
- 5-facher Rippenserienfraktur rechts
- Lendenwirbelfraktur LWK 4
- Laterale Mehrfachfragmentfraktur im Gelenkbereich Tibia proximal links mit knöchernem Abriss des hinteren Kreuzbandes, der Seitenbänder und dem vollständigen Abriss des Kapselbandapparates
- Fibulaköpfchenfraktur links
Der gescheiterte Veruch zu fliegen bescherte mir dann einen realen Flug im Rettungshubschrauber, den ich aber dank der medikamentösen Komaschelle des Notarztes nur sehr nebulös in Erinnerung habe.
Der nette Arzt in der Notaufnahme beim Aufwachen teilte mir dann mit, dass dieser 14. April der Tag gewesen sei, an dem ich mal so richtig viel Glück gehabt hätte.

Nun, ich lebe noch und sitze nicht querschnittsgelähmt im Rolli und mir sind auch so einige andere mögliche Komplikationen erspart geblieben, von daher stimmt es wohl sogar.
Trotzdem war diese ganze Sache für mich eine ziemlich blöde Nummer und ich habe mittlerweile auch begriffen, dass das wohl kein einfacher Beinbruch ist, und mich noch eine ganze Weile begleiten wird.

Unser Haushalt liegt brach, ich habe vier kleine Kinder, meine KK wird meine derzeit genehmigte Haushaltshilfe eventuell nicht mehr verlängern....Der Unfall zieht viele offene Versicherungs- und Haftungsfragen nach sich, die wohl noch lange nicht geklärt sind und da der Unfallort einem Mitglied unserer Familie gehört, dass sich im Anschluss daran jetzt von jeglicher Verantwortung, Interesse und Mitgefühl frei macht, schlummert da noch eine grosse Menge Ärger drin.
Trotz viel Glück also auch ganz viele Sorgen!
Am 18. April bin ich operiert und mein Knie ist mit einer winkelstabilen Platte und mehreren Schrauben wieder zusammengepuzzelt worden. Der Kapselbandapparat wurde rekonstruiert und das Kreuz- und Seitenbänder wieder befestigt. Dabei kam wohl noch einiges aus dem chirugischen Metallbaukasten zum Einsatz und der Operateur hatte vier Stunden lang Schweiss auf der Stirn.
Und nun?

Heute ist Woche 8 nach OP, ich laufe immer noch ohne Belastung und das noch mindestens weitere 14 Tage.
Mein linker Fuß ist nach wie vor taub und fühlt sich immer sehr eingeschlafen und kribbelig an, ebenso mein linker Oberschenkel. Mit dem Fuss in einen Schuh steigen ist sehr unangenehm und ich habe auch nicht den vollen Bewegungsumfang und Kraft in dem Fuss. Vermutet wird eine Verletzung des Nervs, der über das Wadenbeinköfpchen läuft, das bei mir ja auch mehrfach gebróchen war.
Die starken Schwellungen sind dank massgefertigter Kompressionsstrümpfe sehr zurück gegangen, aber die davon erhoffte Wiederbelebung des Fusses hat das leider nicht gebracht.
Ich bin mittlerweile einigermassen sicher auf meinen Gehstützen unterwegs, in den ersten Wochen kam ich gar nicht gut zurecht, weil vor allem die gebrochenen Rippen im Zusammenhang mit den Gehstützen vor Entsetzen schmerzhaft protestierten. Das zumindest ist schon sehr viel besser geworden. Ich darf mittlerweile auch etwas mehr sitzen, anfangs ging das auch nicht wegen meines Wirbels, dessen Fraktur aber GottseiDank stabil war und nicht operiert werden musste.
Seit letzter Woche darf ich ohne Gewicht nur mit Bodenkontakt abrollen und dabei fiel dann auf, dass das gesamte Kniegelenk aus der Achse läuft, was wohl laut KG auch auf dem letzten Kontrollröntgenbild von vor 14 Tagen deutlich sichtbar ist. Die Röntgenbilder direkt nach der OP konnte ich noch nicht einsehen.
Ich habe jetzt ein deutliches O-Bein, der Gelenkspalt an der Innenseite ist normal breit, an der Aussenseite klafft er weit auseinander. Setze ich den Fuss auf, bricht das Kniegelenk nach aussen weg, ein Anwinkeln und Abrollen ist nur möglich, wenn sich das Gelenk nach aussen dreht, ansonsten fühlt es sich an, wie ein verkantetes Klavierband und ich kann dann nicht richtig anwinkeln. Meine Orthese mildert das etwas ab, ganz stabilisieren läßt sich das nicht und ohne Orthese wird allein das Aufsetzen des Fusses ohne Gewicht ganz gruselig, weil das Bein dann allein vom Aufsetzen völlig verdreht und nach aussen gebogen ist.
Und nun meine Fragen an die alten Hasen hier mit verheilten Brüchen:
Hat einer von Euch Erfahrung mit derart schiefen Kniestellungen nach Euren Brüchen?
Wie ist das mit der Taubheit im Fuss? Kennt das einer von Euch und bildet sich das auch wieder zurück?
So, jetzt ist das ganz schön lang geworden und ich muss mich erstmal wieder in eine Rücken schonende Position bringen.
Ich freu mich, über Antworten und hoffentlich einen Austausch hier. Vielleicht seid Ihr ja noch nicht alle abgetaucht.
Herzliche Grüsse und viel Sonne,
Bruchpilot