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Iritis: Erfahrungen mit einer Augenentzündung Sandkorngefühl, Brennen, Lichtempfindlichkeit: Eine Iritis ist alles andere als cool und kann monatelanges Unscharfsehen bedeuten, auch wenn die akute Phase schon längst vorbei ist. Personen, die auch unter bestimmten rheumatischen Erkrankungen (z.B. Morbus Bechterew oder andere HLA-B27-assoziierte Krankheiten) leiden, laufen offenbar stärker als andere Menschen Gefahr, eine Iritis zu bekommen. Wie auch entzündliche Erkrankungen der Gelenke und Weichteile ist die Wahrnehmung der Krankheit von Mensch zu Mensch völlig verschieden. Zumal Ärztinnen und Ärzte zwar stets gute Arbeit leisten, aber oft gestresst sind und folglich leider aber zu wenig Zeit haben, mit den Patientinnen und Patienten zu reden, verlassen sich immer mehr Betroffene auf Ratschläge aus dem Internet. Dieser Erfahrungsbericht soll anderen helfen, besser mit ihrer Krankheit umgehen zu können. Klar, dass die hier geschilderte Geschichte und die erteilten Ratschläge nicht für alle gelten und im Zweifelsfall unbedingt die Anweisungen von Fachpersonen befolgt werden müssen. Sieben Jahre nach der Erstdiagnose "Morbus Bechterew" ereilte mich meine erste Iritis - völlig unerwartet, aus heiterem Himmel, also ziemlich genau nach Schulbuch. Über Stress, einem oft erwähnten Auslöser, konnte ich mich nach einer Woche Ferien nicht beklagen. Eines Samstags im Oktober begann ich um etwa 15 Uhr zu bemerken, dass ich auf dem rechten Auge unscharf sehe - das hatte ich zwar noch nie, dachte mir aber nichts Böses dabei. Um 18 Uhr vor dem Spiegel der Schreck: Das Auge war knallrot und begann zu Schmerzen - ich dachte, ein Spritzer After Shave sei vielleicht reingekommen. Der nächste Morgen: Nichts ist - wie erhofft - besser geworden, im Gegenteil; nun wurde das Auge auch noch lichtempfindlich, die Sicht von Stunde zu Stunde trüber und war nach wie vor unscharf. Eine befreundete Apothekerin schickte mich am Abend nach der Schilderung der Symptome in die Notfallaufnahme des Berner Inselspitals, wo der Augenarzt nur lächelte und meinte, das sei ein klarer Fall einer Uveitis Anterior (Iritis), wohl im Rahmen des Bechterew, ich hätte am besten schon früher kommen sollen.
Der junge Assistenzarzt sagte zwar etwas von "vielen Zellen", aber als Laie, der die Krankheit zum ersten Mal hat, kann man sich natürlich kaum etwas darunter vorstellen. Da kann das Web helfen: Gute bebilderte Beschreibungen einer Iritis (auf Englisch) finden sich zum Beispiel hier oder hier bzw. (in Deutsch, speziell beim Morbus Bechterew) hier. Am Rande bemerkt: Die Untersuchung mit der Spaltlampe ist alles andere als angenehm, es fühlt sich etwa so an, die wenn man direkt in die Sonne schauen müsste. Etwa so muss Folter sein - denn sobald man das Auge reflexartig schliesst, wird es der Arzt bzw. die Ärztin mit einem Hilfsmittel wieder aufreissen... und im Notfall sogar etwas aufs (betäubte) Auge aufpfropfen, was naturgemäss besonders angenehm ist. Man darf sich nicht zu schade sein, selbst in Gebäuden mit einer dunklen Sonnenbrille herumzulaufen - aber hey, Heino, die Blues Brothers und die Men in Black tun das auch, also was solls. Es ist einfach angenehmer! Jetzt gehts los mit Tropfen: Je nach Grad der Entzündung wird der Arzt oder die Ärztin mehr oder weniger (meist cortisonhaltige) Augentropfen geben. Bei mir wurde zunächst Pred Forte (dreistündlich), Scopolamin (morgens und abends, zur Beruhigung und Erweiterung der Pupille) sowie Terracortil (Salbe, vor dem Schlafen) verschrieben. Um Verklebungen zu vermeiden, wird die Pupille durch Augentropfen dilatiert, d.h. ruhiggestellt und erweitert, was dann bei einer einseitigen Iritis wie bei mir etwa so aussehen wird: Dummerweise wurde die Entzündung trotz Augentropfen schlimmer - daher hat man die Dosis PredForte zwei Tage später gar auf stündlich gesetzt. Als dies nach weiteren drei Tagen noch immer nichts nützte und sich der Oberarzt der Augenklinik die Sache einmal anschaute, war die Holzhammermethode angesagt: Cortisontabletten, und zwar 100mg Prednison - geplant war dies für zuerst drei Tage, allerdings brachte selbst dies nichts, ich hatte eine besonders heftige Variante erwischt. So gabs eine Woche lang 100mg, dann eine Woche 50, eine Woche 20 und eine Woche 10mg zum"ausschleichen". Erst dann begann sich die Entzündung nach einer Woche zurückzubilden. Es ist absolut nicht ratsam, von sich aus die Dosis zu ändern!
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Mühsam war, dass sich zwar mein ganzes Leben plötzlich um die Augen und deren Pflege drehte, sich aber nicht wirklich eine Besserung einstellen wollte - ziemlich frustrierend. Nach zwei Wochen Iritis redete mir der Oberarzt nach einem Blick ins Auge nochmals ins Gewissen: Ich dürfe nicht von falschen Voraussetzungen ausgehen, dass mit den Steroiden einfach alles schnell gut werde; die Entzündung sei im Griff, die Zellen zurückgegangen, aber es habe sich ein sogenanntes Makula-Ödem gebildet (weitere Informationen u.a. hier), und der Glaskörper sei mit "Entzündungsflüssigkeit" getrübt - bis das ausgeschwemmt sei, gehe es 8-12 Wochen. Und bis dann würde ich unscharf sehen. Na toll. Zudem gibts weitere Augentropfen: Ocuflur, dreimal täglich bis auf weiteres. Aber immerhin hatte sich der Körper unterdessen auf die Entzündung besser eingestellt, vor allem das Arbeiten am Bildschirm fiel nicht mehr so schwer. Trotzdem, auf dem kranken Auge sah ich selbst Wochen nach der aktuen Phase etwa so wie auf der folgenden Fotomontage - gerade Lichtquellen erschienen drei- bis fünffach nach links und unten verschoben, dazu unscharf, vom Gefühl her "weitwinkling" und zu Beginn noch trüb:
Nach und nach stellte sich tatsächlich ein gewisser Gewöhnungseffekt ein - aber Freude wollte nicht so richtig aufkommen. "Mudrige" Stimmung war die Folge; am besten orientiert man besonders ArbeitskollegInnen, was man gerade so durchmacht, denn sonst haben die das Gefühl, man sei plötzlich zum Griesgram vom Dienst mutiert. Nach Iritis-Woche acht dann endlich eine erste Entwarnung bei der Kontrolle: Die Entzündung ist weg, auch das Makula-Ödem hat sich erstaunlich schnell zurückgebildet. Mit der Pupillen-Erweiterung und diversen Tropfen kann aufgehört werden: Scopolamin, Ocuflur und Terracortril fallen weg, PredForte bleibt zum Ausschleichen (und um eine neuerliche Entzündung zu verhindern) noch je eine Woche mit drei-, zwei- und einmal täglich. Und siehe da: Für einen grossen Teil des Unscharfsehens waren die Augentropfen verantwortlich; das muss man scheinbar auf sich nehmen, um die Entzündung voll in den Griff zu bekommen. Jedenfalls habe ich anderthalb Wochen nach Einstellung des "Heavy-Tropfens" und rund 10 Wochen nach Ausbruch der Iritis schätzungsweise 80-90% der Sehschärfe wieder erreicht; eine gewisse Unschärfe bleibt, gerade bei punktförmigen Lichtquellen, die nach wie vor leicht verschoben erscheinen.
Nicht zu vergessen: Ein grosser Dank ans Team der der Augenklinik am Berner Inselspital, namentlich PD Garweg und den AssistentInnen Dr. Daepp, Dr. Wegmann, Dr. Halberstadt und Dr. Messerli... und an die Personen, welche all die Magazine im Warteraum verteilen - sie kürzen die bis zu dreistündigen Wartezeiten mit unzähligen hochintelligenten Heftli ab. Reaktionen von Betroffenen
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