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Welche Motivation haben Spammer? Schwimmen im Pfefferspray Selten genug, dass man mit einem Versender unerwünschter Mails direkt in Kontakt treten kann. Was treibt diese Menschen zu ihren seltsamen Taten? jacomet.ch ging auf Tuchfühlung mit einem Schweizer Massenmailer und stellte fest: Geistig zurückgeblieben sind sie nicht, bloss sehr egoistisch. von Andi Jacomet Nach nunmehr sieben Jahren im Internet bin ich ein glücklicher Mensch. Mein Penis könnte schon etwa 40 Meter lang sein (no drugs, no pumps!) - easy, mit einer kleinen Dosis Viagra ("no exam needed!") würde er trotzdem stehen. Ich könnte mich mit mehreren Litern Pfefferspray gegen jegliche Art von Angreifer durchsetzen - sofern ich sie mit dem extrem günstigen Nachtsichtgerät vorher erkannt habe. Und, klar, auch mein "Free University Diploma" habe ich mir im Internet organisiert. Mit "Valium - Xanax - Ambien - Zoloft - Ativan" kommt die Rettung vor jeglichen Wehwehchen tagtäglich mehrmals per E-Mail ins Haus geflattert, und nachdem ich mir stundenlang "Rudis geilste Fickshow" angeschaut habe, lautet die Antwort auf die Frage "Need to Make Extra Money?" natürlich "ja". Ist seriös, im Fall - "as seen on NBC, CBS, CNN, and even Oprah!" Allein in den letzten 8 Monaten gelangten gegen 900 unerwünschte Mails, bekannt als Spam, in meinen elektronischen Briefkasten. Nette Überraschung auch Mitte März 2003: Ein 66kb schweres HTML-Mail (hier abrufbar) von einer bis anhin unbekannten "Swiss Media Group" flatterte in den elektronischen Briefkasten. Klassischer Fall von UCE, Unsolicited Bulk E-Mail, auch als Spam bekannt - und schon in der Anrede ein Rechtschreibefehler: "wehrte Frau, wehrter Herr". In der Folge stolpert der geneigte Leser dann über etliche Kommafehler. jacomet.ch stellte Oliver Bürgi von der "Swiss Media Group" einige Fragen.
Das Mail wurde an 800 Personen verschickt.
Die Adressen wurden aus dem Internet, aus unserem Mailverkehr und der Interessentendaten, welche sich einmal bei uns gemeldet haben, gewonnen.
Sicher, ob der Empfänger dieses Angebot erhalten möchte, sind wir natürlich nicht. Die Versender von Postwerbebriefen, Plakatanschläger oder Fernsehwerber sind sich auch nicht sicher, ob jeder seine Werbung sehen will. Wir fragen den Empfänger mit diesem Mail lediglich an, ob er unsere Werbung in Zukunft erhalten möchte. Wir informieren auch klar, dass dies das erste und letzte Mail von uns ist wenn er sich nicht ausdrücklich mit einem Mail an uns in die Liste einträgt. Um ihm eine Entscheidung darüber zu ermöglichen, müssen wir ihm unser Angebot kurz vorstellen. Genau das haben wir getan.
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Nein - ein schlechtes Gewissen haben wir nicht. Wir bieten ein Produkt an, das für praktisch jeden Internetbenutzer interessant sein kann. Sicher, wir ärgern uns auch über unverlangte post. Dies jedoch nur, wenn sie anonym ist und man sich nicht aus der Liste austragen kann. Selbst das Austragen ist manchmal nervend, das gebe ich zu - und genau deshalb ersparen wir das dem User. Bei uns wird niemand solange mit Post überhäuft, bis er sich austrägt. Nein, der Empfänger muss unsere Mails ausdrücklich wünschen und sich in die Empfängerliste eintragen. Dieses Verfahren heisst "opt-in" und ist nach den Datenschutzrichtlinien der EU absolut korrekt. Wenn sich alle Internetwerber so verhalten würden, wäre Spam kein Thema.
Wie eben erwähnt sind die Übeltäter nicht seriöse Firmen, die ein einziges Mail senden, um zu einer Eintragung einzuladen, sondern jene, welche fast täglich anonyme Mails für irgendwelche Erotikdienste versenden. Das Austragen ist sehr oft nicht möglich und der Absender nicht kontaktierbar weil die Adresse falsch ist. Hier finde ich, sollte gehandelt werden, denn genau diese Absender verstopfen Ihre Mailbox.
Wir haben dies bei der Planung unseres Mailings besprochen und uns über diese Problematik informiert. Wir können gemäss den aktuellen Statistiken der Mobilecarrier davon ausgehen dass ca 0,03% der E-Mail-Benutzer ihre Mails auf ihren Handys lesen. Alle solchen Geräte können so konfiguriert werden dass nur der Mailheader heruntergeladen wird. Ein Mailheader ist so klein, dass für das herunterladen keine nennenswerten Kosten entstehen. Ich denke, dass wir uns deswegen kein schlechtes Gewissen machen müssen. Ein User, der seine Mails über ein Handy herunterlädt, ist sich deren Kosten bewusst und nimmt diese in Kauf. Die Kosten dafür können wir nicht übernehmen da die administrativen Kosten sowie die Umtriebe für den Handybesitzer und für uns die effektiven Kosten bei weitem übersteigen würden. Zu Ihrer Aussage, dass sie beim E-Mail im Gegensatz zur Fernsehwerbung gezwungen sind, das Mail herunterzuladen habe und die Kosten dafür tragen müssen, habe ich eine Frage an Sie: Schalten sie Ihren Fernseher während den Werbepausen zwischen Ihrem Lieblingsfilm immer aus, um den Strom dafür nicht bezahlen zu müssen?
Meine Aussage wiederspricht sich nicht. Die Adressdatenbank wird nach dem Versenden der Mails tatsächlich umgehend gelöscht. Wir wollen niemanden verärgern und mit Mails überhäufen. Als sie mich um die Löschung Ihrer Adresse gebeten haben, wollte ich ihnen nicht sagen dass sie "dann" gelöscht würde, sondern habe mich umgehend darum gekümmert und diese gelöscht. So konnte ich ihnen ganz offen und ehrlich mitteilen dass ich ihre Adresse gelöscht habe und sie sich keine Sorgen um weitere Mails machen müssen. Ich finde, das ist für einen Spam-Geplagten User viel beruhigender als ein "wir werden Sie dann löschen". Kein Widerspruch, sondern ein Stück Service und Persönlichkeit.
Wir werden dieses Medium nur noch für registrierte Benutzer benützen, welche unsere Mails wünschen. Image-Einbussen befürchten wir nicht, weil wir die Empfänger nicht sinnlos und wiederholt belästigen, sondern einmalig und transparent informieren. Das Echo auf unser Mailing war weitgehend positiv, mit Ausnahme von drei Personen, welche sich darüber aufgeregt haben. Manche schreiben einfach kurz, dass wir sie aus dem Mailverteiler löschen. Wenn die Empfänger das Mail lesen würden, wüssten sie, dass sie nie wieder ein Mail von uns kriegen - und nichts zu unternehmen brauchen.
Uns ist kein nachvollziehbarer Grund ersichtlich, warum unser Mailprogramm eine Adresse mehrmals anschreiben soll. Dass eine Adresse doppelt in der Empfängerliste vorkommt, ist unmöglich. Wir haben es aber mehr als einmal erlebt, dass uns User beschuldigt haben, mehrere Mails an sie gesendet zu haben. Nach eingehenden Gesprächen stellte sich aber heraus, dass uns der User entweder im Ärger angelogen hat, eben doch nur ein mail erhalten hat und dies dann zugab, oder aber der User mehrere Mailboxen mit demselben Computer abruft und deshalb das Mail mehrmals erhalten hat. Uns liegt das mehrmalige Versenden desselben Mails an einen Empfänger sehr fern, denn das verärgert den Eempfänger nur und schadet mehr als es bringt. Wir wollen das nicht und sind bemüht dass dies nicht passiert. Allerdings wollen wir keinen User als Lügner bezeichnen, denn schlussendlich versenden wir die Mails nicht von Hand, sondern mit einer Software. Fehler sind manchmal auch mit der grössten Mühe und Sorgfalt nicht ganz auszuschliessen.
Da die gesamte Adressdatenbank gelöscht wird, kann es nicht passieren, dass Empfänger, welche unsere mails nicht wünschen, ein weiteres Mal angeschrieben werden.
Genau das befürworten und praktizieren wir. Um die Zustimmung zu bekommen, muss der Empfänger jedoch gefragt werden - und genau dies haben wir getan. Unser Unternehmen hält sich an die geltenden Datenschutzbestimmungen.
Ein Widerspruch ist es nur sehr bedingt. Ohne die Frage, ob Sie unsere Werbemails erhalten möchten, können Sie die Frage nicht beantworten. Ihnen entgeht also ein Angebot, an welchem sie Interesse hätten. Das "opt-in" Verfahren ist das einzige, das legal ist, toleriert wird und wir anwenden. Wenn ich die neuen Mails in meiner Mailbox auswerte, finde ich nur selten Mails von neuen Absendern. Der grösste Teil des Spams stammt immer von denselben Absendern. Auch wenn die Mails jedesmal einen anderen ungültigen Absender tragen, sind sie optisch ganz klar zuzuordnen. Weder das Austragen noch das Zurückschreiben nützt etwas. Wenn jeder Werber nur ein einziges Mail versenden würde und nachfragt, ob ich diese Mails von ihm erhalten möchte, wäre das Problem auf ein tragbares und winziges Minimum reduziert. Ich sähe keinen Grund, gegen einen solchen Absender zu klagen oder mich aufzuregen. Vor allem nicht, wenn der Absender echt ist, er sich zu erkennen gibt und sich sogar persönlich und freundlich um meine Rüge kümmert. Gegen solche Werber habe ich nichts. Die Fragen und Rückfragen wurden im März und April 2003 schriftlich gestellt. Orthographie und Interpunktion der Antworten wurden korrigiert, ansonsten aber unverändert übernommen. Eine dritte kritische Rückfrage blieb sodann unbeantwortet. Stellungnahme von Swisscom IP-Plus "Es tut uns leid, wenn Sie sich durch Werbemails eines unserer Kunden belästigt fühlen. Swisscom Enterprise Solution AG, IP-Plus Internet Services hat klare Bedingungen was unsere Kunden in Bezug auf Mailing machen dürfen. Einmalige Mailings nach dem Opt-In Verfahren sind toleriert, weil in der Tat gemäss EU Richtlinien es sich dabei nicht um Spam handelt. Dies ist die Antwort des IP-Plus Abuse Handling Teams und nicht ein offizielles Statement von Swisscom Enterprise Solutions AG oder der Swisscom AG." Die Swisscom war trotz zweimaliger Nachfrage nicht zu einer konkreten Stellungnahme im Fall "Swiss Media Group" bereit und hielt sich betont allgemein. Aus den gemachten Aussagen lässt sich aber ableiten, dass Swisscom von den Methoden der Swiss Media Group alles andere als angetan ist und das Mailing nur als "Ausnahme" akzeptiert hat. Die Frage stellt sich, weshalb Geschäftsbedingungen aufgestellt werden, wenn davon in mehreren Fällen Ausnahmen gemacht werden - und dies erst noch, wenn das Mailing klar eine Werbebotschaft war, was laut der untenstehenden Stellungnahme nicht akzeptiert wird (dies deckt sich allerdings mit diesem "Spiegel"-Artikel , der - bislang in den USA - die Provider als stillschweigende Komplizen der Spammer entlarvt). Stellungnahme der Swisscom-Pressestelle "Mangels eindeutiger gesetzlicher Grundlagen setzt Swisscom ES / IP-Plus Internet Services ihre AUP (Acceptable Use policy) strikt durch. Siehe hier. Im Falle von Massenmailings mit sog. Opt-in Verfahren hat IP-Plus versuchsweise einige Ausnahmen gemacht. Unter folgenden Bedingungen wurden solche Mailings einige Male akzeptiert:
Beim nicht zulässigen Umgang erfolgt eine Verwarnung von Swisscom ES. Aufgrund der schlechten Erfahrungen wird IP-Plus zukünftig Ausnahmen ihrer AUP erst dann wieder tolerieren, wenn eindeutige gesetzliche Grundlagen vorhanden sind. Im übrigen ist festzustellen, dass Spam von IP-Plus Kunden eine Ausnahme ist. ( <10 Fälle pro Jahr) Öfter kommt es jedoch vor, dass IP-Plus Kunden durch fehlkonfigurierte Mailsystem von Dritten zum Versenden von Spamm missbraucht werden. Alle diese Fälle werden nach eingehenden Reklamationen seriös durch das IP-Plus Abuse Handling Team bearbeitet."
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